Rosenöl
Rosenöl (Hammer-Purgstall)

Aussprache:
arabisch:
persisch:
englisch:

1813 n.Chr.

Mehr zum Thema siehe: Rosenöl (Hammer-Purgstall)

Rosenöl - Joseph von Hammer-Purgstall

90. Einer der gewöhnlichen Gesellschafter

Einer der gewöhnlichen Gesellschafter und Vertrauter Haruns erzählet: An einem umwölkten regnerischen Morgen gab uns Raschid die Erlaubnis fort zu gehen, und drei Tage zu Hause zu bleiben. Die anderen Gesellschafter gingen Jeder ihren Weg, und ich verfügte mich nach der Wohnung meines Meisters, Ibrahim von Mosul. Was macht dein Herr? fragte ich den Türhüter. Geh' nur hinein, sprach er, wenn du es wissen willst. Ich ging hinein, und fand ihn im Vorsaale sitzend, mit einer Flasche Wein und einer Kanne Wasser vor ihm.

Meister, sprach ich, lass den Vorhang des Harems kein Hindernis sein, der uns den Genuss der schönen Stimmen deiner Sängerinnen entziehe. – Nun, so setze dich, sprach Ibrahim, du findest mich ganz verstört. Ich erwachte, wie du siehst, des Morgentrunks zu genießen, als ich vernahm, eine fremde Sängerin sei gekommen, die meinigen zu besuchen. Ich gab mir alle mögliche Mühe, sie zu besitzen, aber fruchtlos. Umsonst habe ich ihr bis jetzt hundert tausend Dirhem geboten. – Ei, so gib was du geboten, und biete noch mehr; du bringst es ja bald wieder von einer andern Seite ein. – Da hast du Recht, sprach er, mich verdrießt es aber der Mühe, diese Summe jetzt von allen Seiten aufbringen zu wollen, ich möchte mir dieselbe auf eine leichtere Art verdienen. Geh', nimm die Feder, und schreibe, was ich dir ansage:

Kummer und Gram vertreiben den süßen Schlaf von den Augen,
Jahja's Großmut allein senket denselben in's Aug.

Mit diesem Verse verfüge dich zu Jahja, dem Barmekiden, erzähle, was du gesehen, und begehre, dass er den Vorhang des Harems lüften lasse, damit du den Gesang dieser Worte seiner Sklavin Demanir lehren könnest, die dessen allein würdig ist.

Ich tat, wie er mir befohlen, und sang die Worte der genannten Sklavin einige Mal vor, bis sie dieselben auswendig wusste. Jahja befahl sogleich, für mich zehen, und für Ibrahim hundert tausend Dirhem auszuzahlen. Da es schon spät war, ging ich nicht mehr zum Meister, sondern nach meiner Wohnung, wo ich mich mit meinen eigenen Sklavinnen lustig machte. Am Morgen aber trug ich die hundert tausend Dirhem zu Ibrahim, den ich, wie[194] am vorigen Tage, beim Morgentrunke fand. Er hieß mich andre Worte und andre Musik schreiben, die ich wieder zu Jahja trug, und dafür das Doppelte des gestrigen Lohnes erhielt.

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