Gulistan
 

Saadis Verse aus dem Gulistan

übersetzt von Friedrich Rückert

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Der dem Sultan trotzende reiche Bettler

24

Was mit Gelindigkeit nicht ist zu wenden,
Das wird in rücksichtslosem Zwang sich enden.
Wer selbst will sein Verderben, wenn man den
Verderben läßt, ist ihm sein Recht geschehn.

25

Hast du das gehört, wie in der Wüste Gor
Vorges Jahr ein Kaufherr niedersank im Trab?
Und er rief: Des Reichen enges Auge füllt
Genügsamkeit entweder oder Staub vom Grab.

26

Von seinem Gebratnen hat einen Gast
Nie mehr als der Geruch erquickt,
Von seines Brotessens Brosamen hat
Nie ein Vogel sich satt gepickt.

27

Laß Anderen zu Nutz dein Gold und Silber,
Und woll' auch dir den Niessebrauch gestatten,
Vergiß nicht daß du dieses Haus mußt lassen,
Seis auch gebaut aus Gold und Silberplatten.

28

Was wird dem die Andacht frommen,
Wenn die Not sein Herz beklommen,
Der wohl Hände früh und späte
Pflegt zu heben zum Gebete,
Doch wenn er einmal soll schenken,
Unterm Arm sie zu verschrenken.

29

Wenn der Feind ist an den Leib gerannt,
Ists zu spät daß man den Bogen spannt.

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