Der feindselige Freundesbesuch
12
Da du in Begleitung nur mir hast Besuch gewährt,
Wenn du gleich im Frieden kommst, doch hast du Krieg erklärt.
13
Als Liebchen einen Augenblick nur freundlich tat mit
andern,
Viel fehlte nicht so hätte mich getötet Eifersucht.
Sie lächelte: Die Kerze der Gesellschaft bin ich, Saadi,
Was soll ich, wenn ein Schmetterling den Tod mit Eifer sucht?
14
Sagt es meinem Langgeliebten: Wolle nur mit Worten nicht
Mich verbrennen, was mit Schwertern selber nicht geschehen
kann.
Neid verzehrt mich, daß ein Auge satt sich dürfe sehn an dir;
Doch was sag' ich? da kein Auge satt an dir sich sehen kann.
15
Wer vor den Schönen nicht sein Herz bewahrt,
Der gibt in andrer Hände seinen Bart.
Ein Reh, das sich läßt auf den Rücken legen
Das Halfter, geht nicht mehr auf eignen Wegen.