Die erste Voraussetzung
Aus diesem Grund könnte die Nachfolgerschaft des Propheten
nur unter den drei folgenden Voraussetzungen gegeben sein, um
die Zukunft seiner Revolution zu sichern.
Man könnte vielleicht sagen, dass der Prophet des Islam
allein auf sich die Verantwortung für den Islam und für die
Muslime nahm Zeit seines Lebens, dass er sich aber über die
Zukunft keine Gedanken machte. Aber solch eine Annahme der
Haltung des Propheten wäre aus zwei Gründen schiere
Unmöglichkeit.
Erster Grund
Man müsste zwingend annehmen, dass dieses Übersehen oder
diese Nichtbeachtung seitens des Propheten über die Zukunft
des Islam und die Muslime keine Quelle der Gefahr für die
Prophetentum des Islam wäre und dass er selber keine
Vorstellung über die riskante Zukunft des Islam und der
Muslime hatte. Aber offensichtlich ist diese Meinung überhaupt
nicht annehmbar, denn jeder mit einem bisschen Verstand wird
verstehen, dass, hätte der Prophet den Islam und die Muslime
ungeschützt und ohne einen Hirten hinterlassen, drei große
Gefahren gedroht hätten.
Gefahr Nr.1
Der Muslim, der sich nicht dem Thronwechsel solch eines
religiösen Führers stellt, der nicht die staatliche Verwaltung
der islamischen Nation, seine Leitung und ihre Organisation
für die Zukunft bekräftigt, ist so verwirrt durch diese
Umstände, dass sie ihn unfähig machen, vernünftig zu denken.
Das ist der Grund, warum dann Omer bin Khattab ausruft: ‘‘Der
Heilige Prophet ist nicht tot; er stirbt nicht‘‘ (Siehe
Sharh-Nahj-ul-Balaagha von Ibn-e-abil-Hadeed Vol.1P.127)
Anderseits, da sich der Muslim ohne einen religiösen Führer
nicht zurechtfindet, ist es verpflichtet, dass er sofort einen
Führer wählt. Es ist ganz natürlich, dass die Wahl eines
Führers sich nicht mit dem islamischen Geist verträgt,
besonders bei solch einem Volk, das noch geistig schwach war
und unbewandert mit den Bedingungen und Verpflichtungen, die
eine Wahl zur Voraussetzung hat.
Gefahr Nr.2
Da der Muslim noch nicht die Reife und geistige Vollendung
er-reicht hatte, und das Bewusstsein des islamischen Geistes
noch nicht dem vom Propheten gewünschten Grade entsprach,
konnte er die islamische staatliche Verwaltung noch nicht
vollständig in Einklang mit islamischen Prinzipien ausführen.
Gefahr Nr.3
Eine Gruppe, die sich äußerlich muslimisch nannte, war in
Wirklichkeit feindlich zum Islam gesonnen und wollte jede
Gelegenheit nutzen, um den Islam zu ersticken; und offenbar
wäre der Abschied des Heiligen Propheten und die Abwesenheit
eines tüchtigen Nachfolgers eine kostbare Gelegenheit für die
Feinde des Islam.
Wir alle wissen, dass Abu Bakr, bewusst seiner
Verantwortung für den Islam und die Zukunft der Muslime, einen
Nachfolger für sich ernannte. Als er kritisiert wurde, er habe
eine eilige Aktion unternommen, weil er die Zügel der
islamischen Staatsverwaltung in seine Hände genommen hatte,
antwortete er, dass die Leute noch nicht entfernt seien von
ihrer primitiven Unwissenheit und dass er einen Aufstand
ihrerseits nach dem Abschied des Heiligen Propheten befürchte.
Die Frage erhebt sich, ob nicht der Heilige Prophet diesen
Sinn für Verantwortung wie Abu Bakr hatte. Hatte er vielleicht
nicht so an den Islam und die Zukunft der Muslime gedacht, wie
Abu Bakr es getan hatte?
Zweiter Grund
Man müsste zwingend annehmen, dass der Heilige Prophet
nicht den Verantwortungssinn hatte, dass, falls er die Zukunft
des Islam nicht beachtet würde, und sein Nachfolger nicht
ernannt würde, beide, die Muslime und der Islam gefährdet sein
würden.
Jede vernünftige Person bemerkt sehr gut, dass solch ein
Gedanke für den Heiligen Propheten nicht annehmbar ist, selbst
wenn angenommen würde, er hätte keine Verbindung mit Gott
gehabt, und war bloß ein Vertreter einer Philosophie wie
andere. Jeder Begründer einer Gedankenschule hat den Glauben
an seine Schule und sorgt sich für ihre Zukunft und wünscht,
ihr Fortdauern und ihren Fortschritt zu gewährleisten.
Glücklicherweise ist die Geschichte des Lebens des Heiligen
Propheten ein Zeugnis für die Tatsache, wie viel Glauben er an
seine Gesandtschaft hatte und wie viel er für dessen
Fortschritt geopfert hatte. Er dachte immer an das zukünftige
Wohl des Islam. Vor seinem Abschied hatte er den islamischen
Truppen befohlen zu einem Feldzug unter Usamas Führung
auszuziehen. Als er auf seinem Sterbebett lag und zeitweilig
Ohnmachtsanfälle hatte, wiederholte er den Befehl für die
Mobilisierung der Truppen von Usama.
Der Prophet, der solch Wichtigkeit auf eine verhältnismäßig
gering-fügige Sache wie die Kriegspolitik legte, dass er sogar
in den letzten Momentan seines Lebens daran dachte, konnte es
irgendwie mög-lich sein, dass er nicht an die Zukunft des
Islam dachte und die schwerwiegende Angelegenheit der
Nachfolge der Macht für das Wohl der islamischen Nation
ungeregelt ließ?
Angenommen, dass die erwähnten Tatsachen übersehen werden,
aber ein besonderes Ereignis des letzten Augenblickes des
Heiligen Propheten in Erwägung gezogen wird, ergibt sich
selbst dann wohl eindeutig, dass der Heilige Prophet sehr an
die Zukunft des Islam und der Muslime dachte. Das Ereignis auf
das wir uns beziehen, wird von beiden Seiten einmütig
zugegeben, von Schiiten und von Sunniten.
Der Heilige Prophet lag auf seinem Sterbebett und litt an
einer Krankheit, die sich schließlich als tödlich erwies.
Einige Muslime standen um sein Bett. Einer von ihnen war Umar
bin Khattab. Der Prophet sagte: ‘‘Bringt mir ein Papier und
ein Tintenfass, damit ich für Euch etwas aufschreibe, damit
Ihr niemals irregeleitet werdet‘‘. (Siehe: Musnad Ahmad Hanbal
Vol.I, Seite 300; Sahih Muslim Vol.II, das letzte Testament
des Propheten, Sahih Bukhari Vol.I, Kitab-us-Sulh)
Dieser Befehl des Heiligen Propheten ist ein gültiger
Beweis für die Tatsache, dass er sich über den Islam und die
Zukunft der Muslime Gedanken machte. Er hielt es für
notwendig, solch einen Akt durchzuführen, damit nach seinem
Tode die Muslime und der Islam vor den drohenden Gefahren
gefeit seien. Daher ist bewiesen, dass solch eine Ansicht
nicht annehmbar ist.
(Anmerkung des Herausgebers: Dem Begehren des Propheten
nach Papier und Schreiber wurde von einigen Anwesenden
widersprochen so dass es zur Auseinandersetzung zwischen den
Anwesenden kam. Daraufhin mussten auf Befehl des Propheten
(s.) diejenigen, die ihm widersprachen, das Haus verlassen, So
blieb der Prophet (s.) mit Imam Ali (a.) und seinen nächsten
Gefährten im Haus allein).