Sendschreiben
Sendschreiben über die Rechte

Aussprache: risalat-ul-huquuq
arabisch:
رسالة الحقوق
persisch:
englisch: Treatise on Rights

Mehr zum Thema siehe: Sendschreiben über die Rechte (Risalat al-Huquq)

Über Imam Zain-ul-'Ābidīn und Abu Hamza Thumālī

Das Sendschreiben über die Rechte (Risalāt al-Huqūq) gilt als eine der bekanntesten Überlieferungen des Imām 'Alī ibn al-Husain Zain-ul-'Ābidīn (a.).

Imam 'Alī Zain-ul-'Ābidīn (a.) ist der vierte Imam der Zwölf Imame der Schiiten. Er ist der älteste Sohn Imam Husains (a.) und damit Urenkel des Propheten Muhammad (s.[1]). Einer seiner vielen Titel ist Imam Sadschad (der sich Niederwerfende), weil er stundenlang in seine Niederwerfungen vertieft war. Sein weiterer Beiname war Abul-Hasan.

Imam Zain-ul-'Ābidīn (a.) wurde 638 n.Chr. als ältester Sohn Imam Husains (a.) in Medina geboren. Seine Mutter war Schahrbanu, die Tochter des letzten Sassaniden-Herrschers Yazdegerd III.. Imam Zain-ul-'Ābidīn (a.) blieb zwei Jahre bei seinem Großvater Imam Ali (a.), danach bei seinem Onkel Imam Hasan (a.) ca. neun Jahre und bei seinem Vater Imam Husains (a.) elf Jahre. Nach seinem Vater lebte er noch ca. 33 Jahre.

In manchen alten Werken wird er als Ali “Akbar“ (der Ältere) bezeichnet. Um aber eine Verwechslung mit einem weiteren Sohn Imam Husains (a.) namens Ali Akbar zu vermeiden, hat sich der Name Imam 'Alī Zain-ul-'Ābidīn (a.) eingeprägt. Zain-ul-'Ābidīn bedeutet (Zier der (Gottes-)Diener). Imam Zain-ul-'Ābidīn (a.) konnte aufgrund einer schweren Krankheit in Kerbela am Tag von Aschura nicht mitkämpfen. Da die Soldaten Yazids bereits zwei Söhne Imam Husains (a.) mit Namen Ali ermordet hatten, nämlich Ali Akbar und Ali Asghar, waren sie überzeugt, den Imam getötet zu haben. Umso erstaunter war Yazid, als der schwer kranke Imam Zain-ul-'Ābidīn (a.) mit den Gefangenen vorgeführt wurde. In seiner Angst wollte er ihn sofort töten lassen, als aber seine Tante Zainab (a.) dazwischen sprang, und die Krankheit keine Genesung erwarten ließ, wollte Yazid sich keine Blöße geben und ließ sie ziehen. Imam Zain-ul-'Ābidīn (a.) überlebte und sicherte den Bestand der Zwölf Imame.

Er hatte 17 (nach anderen 15) Kinder von verschiedenen Frauen, zumeist befreite ehemalige Sklavinnen. Sein Nachfolger wurde sein ältester Sohn Imam Muhammad Bāqir (a.). Imam Zain-ul-'Ābidīn (a.) wurde am 25. (oder 12.) Muharram 95 Jahre nach der Auswanderung (713 n.Chr.) Märtyrer in Medina, nachdem er vergiftet worden war. Sein Imamat dauerte über drei Jahrzehnte und er verbrachte eine sehr lange Zeit davon in Gefängnissen der umayyadischen Kalifen. Nach seinem Ableben wurde er auf dem Friedhof Dschannat-ul-Baqī neben seinem Onkel Imam Hasan (a.) beigesetzt.

Die Tatsache, dass er die meiste Zeit seines Lebens in Gefängnissen der Gewaltherrscher verbracht hat, die den Namen des Islam missbrauchten, schränkte seine Möglichkeiten ein, den Islam direkt zu lehren. So ist er bekannt dafür, dass er immer wieder Bittgebete sprach, die von Zuhörern – darunter auch Gefängniswärter – erlernt und weitergegeben wurden.

Als eines der ältesten erhaltenen Bücher im Islam nach dem Heiligen Quran gilt eine Sammlung seiner Bittgebet, das unter dem Titel “Die Blätter der Niederwerfung“ (As-Sāhifat-us-Sadschadiyya)[2] auch ins Deutsche übertragen wurde. Es beinhaltet eine Sammlung von 54 Bittgebeten, die Imam Zain-ul-'Ābidīn (a.) öffentlich gesprochen hat. In einem später ergänzten Gesamtwerk gibt es weitere kleinere Bittgebete als Zusatz. Das Gesamtwerk wird oft auch als “Sāhifat-ul-Kāmil“ bezeichnet, womit die Perfektion [kāmila] der Ausdrucksweise gemeint ist. Wenige andere behaupten, dass damit die Vollständigkeit gegenüber der kürzeren Version zum Ausdruck kommt. Manche bezeichnen allerdings nur die ersten 54 Bittgebete ohne Anhänge als “Sāhifat-ul-Kāmil“.

Als letzter Teil des Anhangs im später zusammengestellten Gesamtwerk wird oft das vorliegende “Sendschreiben über die Rechte“ (Risalāt al-Huqūq) veröffentlicht. Der Überlieferung nach, hat es Imam Zain-ul-'Ābidīn (a.) seinem treuen Gefährten Abu Hamza Thumālī gelehrt.

Abu Hamza al-Thumālī hieß eigentlich Thābit ibn Dinār und war ein bekannter Überlieferer, der bei allen Muslimen als sehr glaubwürdig eingestuft wird. Nach dem Ableben Imam Zain-ul-'Ābidīns (a.) blieb er bei dessen Sohn Imam Muhammad al-Bāqir (a.) und später bei dessen Sohn Imam Dscha'far al-Sādiq (a.). Neben weiteren Werken hat Abu Hamza Thumālī auch eine Quran-Exegese verfasst.

Das hier wiedergegeben Werk „Sendschreiben über die Rechte“ (Risalāt al-Huqūq) gelangte auf unterschiedlichen Überlieferungswegen unter anderem bis zu Scheich Saduq (923-991 n.Chr.), der es schriftlich festhielt. Eine zweite verkürzte Version findet sich auch im “Tuhaf-ul-Uqul“ von Ibn Schubah. Die Experten sind sich aber darüber einig, dass die längere Version mit 50 Rechten die authentische ist.

[1] Abkürzung für „sallalahu alaihi wa alihi wa-sallam“: „Allahs Segnungen und Gruß seien mit ihm und seiner Familie“. Sie wird verwendet für den Propheten Muhammad (s.).

[2] Die Blätter der Niederwerfung (As-Sahifat-us-Sadschadiyya), Arabisch – Deutsch, Imam Zain-ul-Abidin, Bremen 2010, m-haditec Verlag, ISBN 978-3-939416-48-7

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