Unsere Wirtschaft

Unsere Wirtschaft / Iqtisaduna

Muhammad Baqir al-Sadr

Instrumente des Islam im ideellen Bereich

In ideeller Hinsicht spornt der Islam zur Arbeit und Produktivität an, misst dieser einen großen Wert bei, und verbindet die Würde des Menschen, seine Stellung vor Allah, und sogar seinen Verstand damit. Damit schuf er die geeignete menschliche Grundlage, um die Produktion und das Wachstum von gesamtgesellschaftlichen Vermögen voranzutreiben, und führte ethische Maßstäbe und bestimmte Bewertungen von Arbeit und Untätigkeit ein, die bis dahin unbekannt waren. Im Lichte dieser Maßstäbe und Bewertungen wurde die Arbeit zu einer gottgefälligen Handlung, für die der Mensch belohnt wird.

Der für seinen Lebensunterhalt Arbeitende erhielt einen höheren Rang vor Allah, als derjenige, der sein Leben der Verehrung Allahs widmet, ohne zu arbeiten, und Müßiggang oder der überhebliche Verzicht auf Arbeit wurde zu einem menschlichen Makel und zu einer Ursache der Verdummung des Menschen erklärt. So heißt es in einer Überlieferung, dass Imam Dschafar al-Sadiq (a.) über einen Mann befragt wurde, über „die Bedürftigkeit, während er sich immer nur in seinem Haus aufhält und seinen Herrn anbetet, und seine Glaubensbrüder für seinen Lebensunterhalt aufkommen“, wozu der Imam (a.) sagte: „Derjenige, der ihn ernährt, verehrt Allah mehr, als er selbst.“ Von Muhammad (s.), dem größten Propheten, wird überliefert, dass er eines Tages die abgearbeitete Hand eines Arbeiters hochhielt, diese küsste, und sagte: „Das Streben nach legitimen Lebensunterhalt ist eine Pflicht für jeden Muslim und jede Muslima. Wer sich vom Ertrag seiner harten Arbeit nährt, der wandelt auf dem richtigen Weg, wie der schnelle Blitz. Wer sich vom Ertrag seiner harten Arbeit ernährt, den betrachtet Allah gnädig und wird ihn niemals bestrafen. Wer sich vom legitimen Ertrag seiner harten Arbeit ernährt, dem werden die Tore des Paradieses geöffnet und er darf eintreten, in welche er will.

In einer anderen Überlieferung heißt es, dass ein Mann bei Imam Muhammad ibn Ali al-Baqir (a.) vorbeikam, als dieser gerade an einem Stück Land, das ihm gehörte, arbeitete, wobei er sich so anstrengte, dass er in Schweiß gebadet war. Da sagte der Mann: „Möge Allah es dir wohlergehen lassen, hast du bedacht, was geschieht, falls dich dein Ende ereilen sollte, während du in diesem Zustand bist?“ Da antwortete ihm der Imam (a.) und drückte damit das Verständnis von Arbeit im Islam aus: „Sollte mich der Tod in diesem Zustand ereilen, kommt er zu mir, während ich Gehorsamkeit gegenüber Allah dem Erhabenen ausübe.“

Prophet Muhammad (s.) pflegte, wie aus seiner Biographie hervorgeht, sich nach solchen Personen, deren Äußeres ihm gefiel, zu erkundigen, aber wenn man ihm sagte, dass der Betreffende keinen Beruf habe und keiner Arbeit nachgehe, zeigte er kein Interesse mehr, und sagte: „Wenn ein Gläubiger keinem Gewerbe nachgeht, dann lebt er auf Kredit.“ In einer Anzahl von Überlieferungen wird Arbeit zu einem Bestandteil des Glaubens erklärt, so heißt es: „Die Vermehrung von Vermögen gehört zum Glauben“, und in einer weiteren Propheten-Überlieferung heißt es: „Es gibt keinen Muslim, der Land bestellt oder Pflanzungen anlegt, von deren Ertrag sich Menschen oder deren Vieh ernähren, ohne dass es ihm als Wohltätigkeit verbucht würde.“

In einer Überlieferung von Imam Dschafar al-Sadiq (a.) heißt es, dass dieser zu einem gewissen Mu´adh (einer seiner Zeitgenossen, der sich aus dem Arbeitsleben zurückgezogen hatte) sagte: „Oh Mu´adh, bist du zu schwach, um Geschäfte zu machen, oder übst du Enthaltsamkeit?“ Darauf sagte Mu´adh: „Ich bin weder zu schwach dazu, noch übe ich Enthaltsamkeit, aber ich habe ein großes Vermögen zu meiner Verfügung und schulde niemanden etwas, und ich glaube nicht, dass ich es bis zu meinem Tode verbrauche.“ Da sagte der Imam (a.): „Höre nicht mit der Arbeit auf, denn das beeinträchtigt den Verstand.“ In einem anderen Fall soll der Imam (a.) die Bitte eines Mannes zurückgewiesen haben, für ihn für einen Lebensunterhalt durch Mildtätigkeit zu beten, und ihm gesagt haben: „Ich bete nicht für dich, strebe nach Lebensunterhalt durch eigene Arbeit wie es dir Allah der Erhabene befohlen hat!“

Von einer Gruppe von Prophetengefährten wird überliefert, dass sie sich nach der Offenbarung von Allahs Wort Wer Allah fürchtet, dem schafft Er einen Ausweg, und versorgt ihn in einer Weise, die er nicht erwartet[1] in ihre Häuser zurückzogen und nur noch der Verehrung Allahs widmeten, und sagten: „Er wird sicher für uns sorgen!“, worauf der Prophet nach ihnen schicken ließ und sagte: „Wer so handelt, auf dessen Bitten braucht ihr nicht zu hören.

Ebenso wie der Islam den Gedanken der Untätigkeit bekämpft und zur Arbeit anspornt, wendet er sich auch gegen das Brachliegenlassen gewisser Reichtümer der Natur, und die Blockierung von Vermögen und deren Herausnahme aus dem Bereich der Nutzung und Verwendung, und trägt zur größtmöglichen Mobilisierung der Potentiale und Reichtümer der Natur für die Produktion und im Dienste des Menschen in den Bereichen der Nutzung und Verwendung. Der Islam erachtet den Gedanken der Untätigkeit und die Vernachlässigung gewisser natürlicher Ressourcen und Reichtümer als eine Art von Zurückweisung und Undankbarkeit gegenüber den Wohltaten, die Allah der Erhabene den Menschen zuteil werden lässt. Allah der Erhabene sprach:

Wer hat etwa den Reichtum Allahs, den er für seine Diener hervorbrachte, und die guten Dinge, mit denen er sie versorgt, diesen verboten? Sprich: Es ist für die Gläubigen in diesem Leben bestimmt, und ausschließlich für sie am Tage der Auferstehung. So erläutern wir die Zeichen für Leute, die verstehen.“ [2]

Und der Qur´an tadelt den Aberglauben, wonach das Schlachten gewisser Tiere verboten sein soll, mit den Worten:

„Allah hat nicht über Bahira oder Saiba oder Wasila oder Ham geboten: Vielmehr ersinnen die Nichtmuslime eine Lüge gegen Allah, und die meisten von ihnen verstehen es nicht.“ [3]

Und um den Menschen zu ermutigen, die Natur in den verschiedenen Bereichen zu nutzen, sagt der Qur´an:

Er ist derjenige, der euch die Erde fügsam errichtet hat; wandert also auf ihren Wegen und esst von seiner Versorgung. Und zu Ihm führt die Auferstehung.“ [4]

Der Islam bevorzugt die Aufwendung von Vermögen für produktive Zwecke vor dessen Aufwendung für den Konsum, da er für die Entwicklung der Produktion und die Vermehrung des allgemeinen Reichtums eintritt, wie es aus einigen vom Propheten (s.) und von den Imamen (a.) überlieferten Zitaten hervorgeht, in welchen der Verkauf von Häusern und Grundbesitz und die Verwendung des Erlöses für den Eigenverbrauch verboten wird.

[1] Heiliger Qur´an 65:2

[2] Heiliger Qur´an 7:32

[3] Heiliger Qur´an 5:103

[4] Heiliger Qur´an 67:15

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