Instrumente des Islam im ideellen Bereich
In ideeller Hinsicht spornt der Islam zur
Arbeit und Produktivität an, misst dieser einen großen Wert
bei, und verbindet die Würde des Menschen, seine Stellung vor
Allah, und sogar seinen Verstand damit. Damit schuf er die
geeignete menschliche Grundlage, um die Produktion und das
Wachstum von gesamtgesellschaftlichen Vermögen voranzutreiben,
und führte ethische Maßstäbe und bestimmte Bewertungen von
Arbeit und Untätigkeit ein, die bis dahin unbekannt waren. Im
Lichte dieser Maßstäbe und Bewertungen wurde die Arbeit zu
einer gottgefälligen Handlung, für die der Mensch belohnt
wird.
Der für seinen Lebensunterhalt Arbeitende
erhielt einen höheren Rang vor Allah, als derjenige, der sein
Leben der Verehrung Allahs widmet, ohne zu arbeiten, und
Müßiggang oder der überhebliche Verzicht auf Arbeit wurde zu
einem menschlichen Makel und zu einer Ursache der Verdummung
des Menschen erklärt. So heißt es in einer Überlieferung, dass
Imam Dschafar al-Sadiq (a.) über einen Mann befragt wurde,
über „die Bedürftigkeit, während er sich immer nur in
seinem Haus aufhält und seinen Herrn anbetet, und seine
Glaubensbrüder für seinen Lebensunterhalt aufkommen“, wozu
der Imam (a.) sagte: „Derjenige, der ihn ernährt, verehrt
Allah mehr, als er selbst.“ Von Muhammad (s.), dem größten
Propheten, wird überliefert, dass er eines Tages die
abgearbeitete Hand eines Arbeiters hochhielt, diese küsste,
und sagte: „Das Streben nach legitimen Lebensunterhalt ist
eine Pflicht für jeden Muslim und jede Muslima. Wer
sich vom Ertrag seiner harten Arbeit nährt, der wandelt auf
dem richtigen Weg, wie der schnelle Blitz. Wer sich vom Ertrag
seiner harten Arbeit ernährt, den betrachtet Allah gnädig und
wird ihn niemals bestrafen. Wer sich vom legitimen Ertrag
seiner harten Arbeit ernährt, dem werden die Tore des
Paradieses geöffnet und er darf eintreten, in welche er will.“
In einer anderen Überlieferung heißt es,
dass ein Mann bei Imam Muhammad ibn Ali al-Baqir (a.)
vorbeikam, als dieser gerade an einem Stück Land, das ihm
gehörte, arbeitete, wobei er sich so anstrengte, dass er in
Schweiß gebadet war. Da sagte der Mann: „Möge Allah es dir
wohlergehen lassen, hast du bedacht, was geschieht, falls dich
dein Ende ereilen sollte, während du in diesem Zustand bist?“
Da antwortete ihm der Imam (a.) und drückte damit das
Verständnis von Arbeit im Islam aus: „Sollte mich der Tod
in diesem Zustand ereilen, kommt er zu mir, während ich
Gehorsamkeit gegenüber Allah dem Erhabenen ausübe.“
Prophet Muhammad (s.) pflegte, wie aus
seiner Biographie hervorgeht, sich nach solchen Personen,
deren Äußeres ihm gefiel, zu erkundigen, aber wenn man ihm
sagte, dass der Betreffende keinen Beruf habe und keiner
Arbeit nachgehe, zeigte er kein Interesse mehr, und sagte: „Wenn
ein Gläubiger keinem Gewerbe nachgeht, dann lebt er auf Kredit.“
In einer Anzahl von Überlieferungen wird Arbeit zu einem
Bestandteil des Glaubens erklärt, so heißt es: „Die
Vermehrung von Vermögen gehört zum Glauben“, und in einer
weiteren Propheten-Überlieferung heißt es: „Es gibt keinen
Muslim, der Land bestellt oder Pflanzungen anlegt, von deren
Ertrag sich Menschen oder deren Vieh ernähren, ohne dass es
ihm als Wohltätigkeit verbucht würde.“
In einer Überlieferung von Imam Dschafar
al-Sadiq (a.) heißt es, dass dieser zu einem gewissen Mu´adh
(einer seiner Zeitgenossen, der sich aus dem Arbeitsleben
zurückgezogen hatte) sagte: „Oh Mu´adh, bist du zu schwach,
um Geschäfte zu machen, oder übst du Enthaltsamkeit?“
Darauf sagte Mu´adh: „Ich bin weder zu schwach dazu, noch
übe ich Enthaltsamkeit, aber ich habe ein großes Vermögen zu
meiner Verfügung und schulde niemanden etwas, und ich glaube
nicht, dass ich es bis zu meinem Tode verbrauche.“ Da
sagte der Imam (a.): „Höre nicht mit der Arbeit auf, denn
das beeinträchtigt den Verstand.“ In einem anderen Fall
soll der Imam (a.) die Bitte eines Mannes zurückgewiesen
haben, für ihn für einen Lebensunterhalt durch Mildtätigkeit
zu beten, und ihm gesagt haben: „Ich bete nicht für dich,
strebe nach Lebensunterhalt durch eigene Arbeit wie es dir
Allah der Erhabene befohlen hat!“
Von einer Gruppe von Prophetengefährten
wird überliefert, dass sie sich nach der Offenbarung von
Allahs Wort „Wer Allah fürchtet, dem schafft Er einen
Ausweg, und versorgt ihn in einer Weise, die er nicht erwartet“
in ihre Häuser zurückzogen und nur noch der Verehrung Allahs
widmeten, und sagten: „Er wird sicher für uns sorgen!“,
worauf der Prophet nach ihnen schicken ließ und sagte: „Wer
so handelt, auf dessen Bitten braucht ihr nicht zu hören.“
Ebenso wie der Islam den Gedanken der
Untätigkeit bekämpft und zur Arbeit anspornt, wendet er sich
auch gegen das Brachliegenlassen gewisser Reichtümer der
Natur, und die Blockierung von Vermögen und deren Herausnahme
aus dem Bereich der Nutzung und Verwendung, und trägt zur
größtmöglichen Mobilisierung der Potentiale und Reichtümer der
Natur für die Produktion und im Dienste des Menschen in den
Bereichen der Nutzung und Verwendung. Der Islam erachtet den
Gedanken der Untätigkeit und die Vernachlässigung gewisser
natürlicher Ressourcen und Reichtümer als eine Art von
Zurückweisung und Undankbarkeit gegenüber den Wohltaten, die
Allah der Erhabene den Menschen zuteil werden lässt. Allah der
Erhabene sprach:
„Wer hat etwa den Reichtum Allahs,
den er für seine Diener hervorbrachte, und die guten Dinge,
mit denen er sie versorgt, diesen verboten? Sprich: Es ist für
die Gläubigen in diesem Leben bestimmt, und ausschließlich für
sie am Tage der Auferstehung. So erläutern wir die Zeichen für
Leute, die verstehen.“
Und der Qur´an tadelt den Aberglauben,
wonach das Schlachten gewisser Tiere verboten sein soll, mit
den Worten:
„Allah
hat nicht über Bahira oder Saiba oder Wasila oder Ham geboten:
Vielmehr ersinnen die Nichtmuslime eine Lüge gegen Allah, und
die meisten von ihnen verstehen es nicht.“
Und um den Menschen zu ermutigen, die
Natur in den verschiedenen Bereichen zu nutzen, sagt der
Qur´an:
„Er ist
derjenige, der euch die Erde fügsam errichtet hat; wandert
also auf ihren Wegen und esst von seiner Versorgung. Und zu
Ihm führt die Auferstehung.“
Der Islam bevorzugt die Aufwendung von
Vermögen für produktive Zwecke vor dessen Aufwendung für den
Konsum, da er für die Entwicklung der Produktion und die
Vermehrung des allgemeinen Reichtums eintritt, wie es aus
einigen vom Propheten (s.) und von den Imamen (a.)
überlieferten Zitaten hervorgeht, in welchen der Verkauf von
Häusern und Grundbesitz und die Verwendung des Erlöses für den
Eigenverbrauch verboten wird.