Prinzip der Eingriffe des Staates
Die Eingriffskompetenzen des Staates in
das Wirtschaftsleben ist als eines der wichtigen Prinzipien
des islamischen Wirtschaftssystems anzusehen, das diesem die
Kraft und Fähigkeit verleiht, umfassend und vollständig
anwendbar zu sein. Die Eingriffe des Staates beschränken sich
nicht auf eine bloße Durchsetzung der unveränderlichen
Bestimmungen des islamischen Rechts [scharia], sondern
erstrecken sich auch auf das Ausfüllen des von der islamischen
Gesetzgebung gelassenen Freiraumes. Der Staat setzt also
einerseits die Anwendung der unveränderlichen Elemente der
Gesetzgebung durch, und bestimmt anderseits je nach den
Umständen die jeweiligen veränderlichen Elemente. Im
praktischen Bereich greift der Staat in das Wirtschaftsleben
ein, um die Anwendung der Bestimmungen des Islam, die sich auf
die wirtschaftlichen Aktivitäten der einzelnen Menschen
beziehen, zu gewährleisten. So verhindert er z.B., dass sie
Zinsgeschäfte miteinander abschließen, oder dass jemand Gewalt
über Land erlangt, ohne es zuvor urbar gemacht zu haben,
ebenso wie der Staat selbst solche Bestimmungen in die Praxis
umsetzt, die direkt an ihn gebunden sind, etwa dass er die
soziale Sicherung und das allgemeine Gleichgewicht im
Wirtschaftsleben gewährleistet, indem er die Methoden
verfolgt, welche ihm der Islam zur Verwirklichung dieser
Grundsätze erlaubt. Und im gesetzgeberischen Bereich füllt der
Staat den Freiraum aus, den die islamische Gesetzgebung dem
Staat gelassen hat, damit er unter Berücksichtigung der sich
wandelnden Umständen in einer Weise davon Gebrauch macht,
welche die allgemeinen Ziele der islamischen Wirtschaft
erreicht und die islamische Vorstellung von sozialer
Gerechtigkeit verwirklicht. Wir haben in einem einleitenden
Kapitel
auf diesen Freiraum hingewiesen, und erklärt, dass dieser beim
Prozess der Herausarbeitung der islamischen
Wirtschaftsideologie mit untersucht werden muss, da die
Bedeutung dieses Freiraumes für die staatliche Praxis zu dem
Gesamtbild gehört, das wir herauszuarbeiten versuchen, nämlich
als das veränderliche Element in diesem Konzept, wodurch es
befähigt wird, seine Mission zu erfüllen, und auf
theoretischer wie praktischer Ebene über die verschiedenen
Zeitalter fortzuleben.
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