Musawi Lari

Westliche Zivilisation und Islam

Sayyid Mudschtaba Musawi Lari

Ins Englische übersetzt von J.F. Goulding, hiernach ins Deutsche übertragen durch R.H. Sengler

Das folgende Manuskript ist eine geringfügig überarbeitete und sprachlich verfeinerte Version der 1995 in Qum erschienenen deutschen Übersetzung.

Delmenhorst 2004

Alkohol

Ein toller Verbrauch alkoholischer Getränke vermehrt unsere sozialen Missstände, verursacht täglich böse Perversionen in Sitte und Moral, Gesund­heit der Religion, Seele und Körper.

Kein vernünftig denkender Mensch kann an diesen bitteren Tatsachen vorbeisehen. Die Hospitäler sind voll von D.T. (Delirium Tremens)-Erkrankten und geistesgestörten Alkoholikern, während draußen Tausende unter dem Einfluss des Alkohols zu Mord, Selbstmord, Diebstahl, Erpres­sung und Rufmord greifen.

Der Alkohol offeriert einen Ausweg aus Problemen und Sorgen, aber er endet immer mit ihrer Vervielfachung. Statt die Leiden des Lebens zu vermindern, steigert er sie zum materiellen und moralischen Bankrott und zermalmt eher den Leidenden, statt ihn zu erleichtern. Die Glocken des Gerichts und der Katastrophe dröhnen ihm nur noch lauter in die Ohren. Vor ihrem Lärm flieht er zurück zum Trostpflaster des Alkohols. Er sucht seine Kümmernisse zu ertränken in der Hoffnung, in der kurzen Zeitspanne seiner trunkenen Benommenheit ein Paradies der Einbildung zu schauen, wo die Last von ihm abfällt.

„Sei nicht trunken vom Wein, sondern fülle dich mit dem Geist“, ist der Wahlspruch eines Weisen, welcher sich darüber klar ist: „Wenn man lust­losen Geistes zu solchen Mitteln greift, so kann das zu Umnachtung führen, also zum Verlust all der Verstandeskräfte, die den Menschen über das Tier erheben. Denn der Alkohol ist eben das Gift, das Menschen in den Mund nehmen, um sich den Verstand zu nehmen.“

In Hamburg bekam ich einmal Zutritt zum Inneren einer Synagoge, die mich durch ihre äußere Pracht angezogen hatte. Ein Führer zeigte uns ihre verschiedenen Teile. Überrascht sahen wir, das sie einen besonderen Raum für Wein- und Käsepartys enthielt. Fassungslos fragte ich: „Darf man Wein auch auf solch geweihtem Boden trinken?“ Er erwiderte ernst: „Nur Auserwählten steht das Recht dafür zu.“

Der Alkoholgenus hat sich so ausgedehnt, das die Universitäten und Gesundheitsbehörden Organisationen zu seiner Bekämpfung gegründet haben. Aber sie sind noch nicht zur Wurzel des Problems vorgedrungen: dem Krebsgeschwür im Inneren westlicher Religionen. das dem freien Willen des Einzelnen in Angelegenheiten, die die Allgemeinheit angehen, zu viel Spiel­raum lässt, also dem Menschen erlaubt, ein Gift zu schlürfen, das ein gesun­des Familienleben zerbricht und Völker zugrunde richtet. Es wächst die Furcht, das die Arbeiterschaft und die Jugend von morgen sich in einen alkoholischen Mob verwandeln - eine tragische Katastrophe für die Lei­denden und für die Völker der Welt.

Ärzte, die am 24. Internationalen Kongress zur Bekämpfung des Alkoholismus in Frankreich teilnahmen, gaben folgende Erklärung über die Wirkungen des Alkohols auf Seele und Geist heraus: „20% der Frauen und 60% der Männer, die in ein Hospital eingeliefert werden, sind Alkoholiker; bei 70% der Geisteskranken und 40% der Gedächtnisskranken waren es Folgeerscheinungen von Alkoholmissbrauch. In England, so versichern uns Fachleute, sind 95% der Geisteskrankheiten darauf zurückzuführen.“ („Health Magazine“). Und die gleiche Zeitschrift (Nr. 12, S. 5) stellt fest: „Französische Zeitungen bringen unter Überschriften wie ‚Erschütternd’ den Bericht des französischen Gesundheitsministers über die Zahl der Alkoholtoten heraus, worin es hieß, das in einem Jahr 20.000 Menschen an Alkoholexzessen starben, und zitierten den Generalsekretär des Komitees für die Bekämpfung des Alkohols als Autorität für die Statistik, das 25% der Betriebsunfälle und 57% der Autounfälle auf Alkohol zurückzuführen sind.“

Der frühere französische Staatspräsident Poincaré war auch Vorsitzender der Anti-Alkoholliga und schrieb in einem Buch über den 1. Weitkrieg: „Jugend Frankreichs! Der Alkohol ist euer schlimmster Feind! Tut mehr, ais euch mit den Deutschen anzulegen! Bewaffnet euch gegen den Trunk! Denn er brachte uns 1870 mehr geistige und materielle Schäden ein als uns der Krieg gegen Deutschland damals kostete. Der Alkohol, der euren Gaumen kitzelt, ist ein tödliches Gift. Er lässt euch vorzeitig altern, er raubt euch euer halbes Leben, denn er macht euch weit anfälliger gegen die Angriffe von Krankheiten und Gebrechen alter Art.“

Den „Reader’s Digest“, persische Ausgabe, berichtete, das in Deutschland in einem Jahr ungefähr 150.000 Fälle vor Gericht kommen unter der Anklage missbräuchlicher Verwendung von Alkoholika. Ein Mitglied der amerikanischen Regierung sagte laut „Heath Magazins“, 5. Jahrgang, Nr. 12: “Wir müssen ein wachsames Auge auf die Wirkungen des Alkoholismus auf unsere Finanzen haben. Fachleute sagen uns, das die laufenden Untersu­chungen allein den Staat 15 Milliarden Dollar in nur einem Jahr kosten, abgesehen von privater Seite. Davon gehen 1 Milliarde in die Hospitalisation, 5 Milliarden in die öffentliche Fürsorge und Wohlfahrt, 2 Milliarden auf Polizei- und ähnliche Kosten, 7 Milliarden auf Gerichts- und Gefängniskosten. Davor muss noch die Tatsache berücksichtigt werden, das die Alkoholsteuer dem Finanzministerium nur 8 Milliarden einbringt.“

Auch die Sowjetunion ist nicht immun. Die Teheraner Tageszeitung „Ettela’at“ berichtet in Nr. 13108, das strenge Maßnahmen eingeführt wurden, um den gefährlich hohen Alkoholverbrauch dort einzudämmen; denn der Ministerpräsident der UdSSR erklärte: „Der Alkohol hat den Verbrechenspegel und die Abwesenheitsziffer in den Fabriken ansteigen lassen und einen derartigen Produktionsausfall verursacht, das der Staat notgedrungen einen weit schärferen Kampf dagegen führen muss“.

Dieselbe Sucht ist für viele Flugzeugunglücke verantwortlich. Der Industriepsychologe und Spezialist Dr. Clement Korn Gould legt in der persi­schen Ausgabe des „Readers Digest“, Jahrgang 26, Nr. 37, die Mehrzahl der Unfälle bei den Fluggesellschaften auf ihr Konto, sowohl bei angeheuerten Piloten wie bei Privatbesitzern von Flugzeugen und Hubschraubern. Wörtlich sagt er dann: „Laut Untersuchungen steht fest, das sich die Mehrzahl der Luftzusammenstöße aus mangelnder Aufmerksamkeit ereignen, und zwar als alkoholische Nachwirkungen auf die Aufmerksamkeit der Piloten und Co-Piloten, bei Amerikanern noch mehr als bei jeder anderen Nationa­lität. Weiterhin haben Untersuchungen gezeigt, das die Mehrzahl der Piloten, die in Luftzusammenstöße verwickelt waren, während des Flugs getrunken hatten. Die Zunahme der Luftzusammenstöße hat die verantwortlichen Behörden entschlossen gemacht, den Ursachen auf den Grund zu gehen, und ihre Untersuchungen haben gezeigt, das eine große Zahl von Unfällen während der letzten wenigen Jahre durch Trunkenheit oder Ausschweifungen der Piloten vor dem Flug verursacht wurde.“

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