Anti-Islamische Propaganda
Die Kirchenführer betrachten
das Vorrücken des Islam mit Besorgnis. Damit die Harmonie der
Wahrheit des Islam nicht ruchbar wird, haben sie sich auf
weltweite Verleumdungen eingelassen, die vor nichts Halt
machen.
Ein Beispiel davon sah ich im
Deutschen Fernsehen. Ein Muslim aus dem Jemen beschrieb die
dortigen Moscheen und deren Gottesdienste. Danach erläuterte
der Fernsehinterviewer ausführlich die Armut und das Elend des
Landes. Der Islam war der Sündenbock, weil er den Fortschnitt
des Jemen behindere. „Ein bigottes Festhalten an den Lehren
und Prinzipien des Islam“, sagte er “hielt den Jemen in
primitiven Rückständigkeit und Schwäche, zwei Jahnhunderte
hinter dem Voranschreiten der Zivilisation in der übrigen
Welt.“ Er nannte dies ein Beispiel dafür, wie „der
Islam es nicht fertig bringt, mit den Wandlungen Schritt zu
halten, deren sich der größte Teil der Menschheit erfreut.“
Stellen Sie sich die
Wirkungen solcher Giftpropaganda, getragen von sorgfältig
ausgewählten Filmen, auf europäische Gemüter vor, die über die
Eigenart des Islam entweder gar nicht, spärlich oder
vollständig fehl informiert sind! Sicher sind solche
Verdrehungen ein Verrat an der Menschlichkeit.
Man sollte solche
Propagandaquellen fragen: „Wenn der mangelnde Fortschnitt
des Jemen auf dem Hinterngrund seiner Religion zu erklären
ist, warum. ist dann Süditalien so rückständig, wo doch der
Papst den Ton angibt? Warum kehren so viele Süditalien den
Rücken, um in reicheren Ländern untergeordnete Arbeiten zu
suchen? Warum steht das christliche Griechenland so weit
zurück hinter vielen muslimischen Ländern? Warum verfiel
Griechenland, der Pionier der Menschheit auf ihrem Weg nach
oben in vorchristlichen Zeit, in Niedergang, nachdem es
christlich geworden war - bis es unter türkische Herrschaft
geriet und sich wieder nach oben entwickelte? Wiederum - warum
leiden die nichtmuslimischen Völker Asiens eine Not, wie sie
kein muslimisches Land kennt?“
In Bosnien, wo Muslime, Orthodoxe und
Katholiken Schulter an Schulter Wohnen, geht es den Muslimen
am besten. In Russland sind die Muslime ihren christlichen
Nachbarn keinen Deut unterlegen. In China sind die Muslime den
Buddhisten voraus. Den Arabern in Singspore geht es materiell
weit besser als irgendwem sonst dort, die Engländer mit
eingeschlossen.
Die meisten Abendländer
stellen den Islam in einem falschen Licht dar und Wiederholen
grundlose Erfindungen, welche glattes Unwissen über das Wissen
des Islam verraten; und die Kirchen unterstützen derartige
Irrtümer.
Muhammad Qutb schreibt in
„Der Islam und die Fehldeutungen aufgeklärter Denker“ (S. 298
der persischen Ausgabe): „Ich sprach in Kairo einige Stunden
mit einem UN-Delegierten über islamische Fragen. Plötzlich
rief er: ,Alles in Ordnung! Ihr Plädoyer für die Richtigkeit
und Wahrheit des Islam ist erstklassig. Aber ich kann die
Wohltaten modernen Fortschnitts nicht entbehren. Zum Beispiel
liege ich gern in Überschallflugzeugen.’ Es folgten einige
weitere technologische Vorzüge, bis ich ihn verblüfft
unterbrach: ‚Aber was hindert Sie denn, sich an modernem
Komfort zu erfreuen?’ Er erwiderte: ‚Ja, ich dachte, die
Muslime befürworteten ein Zurück ins Wüstenzelt und wollten,
das ich wie ein Nomade, wie ein Wilder lebe!’“
In Deutschland wohnte ich in einem
Hotel, dessen Manager ein Mann war, der an englischen und
französischen Universitäten studiert hatte, deren Titel besaß
und sogar Arabisch gelernt hatte. Er sagte mir: „Als
Unitarier kenne ich meinen Gott gut und glaube unbedingt an
Ihn. Aber ich kann einen Gott nicht akzeptieren, dem man, laut
religiösem Establishment, in seinen Bauten zu dienen und
Verehrung darzubringen hat. Es scheint mir der Vernünftigkeit
eines Schöpfens völlig fremd zu sein, von seinen Geschöpfen zu
erwarten, das sie einen Pfad befolgen, der aufgeklärtem Denken
und der menschlichen Natur selbst zuwiderläuft.“ Und er
fügte hinzu, wobei ihm die Tiefe seiner Gefühle auf dem
Gesicht geschrieben stand: „Die Anbetung des Einen Gottes
muss das Geschick des Menschen entscheiden, die bösen Folgen
irreführender Ideen ausrotten und die menschliche Kultur auf
die Höhe eines reinen Monotheismus heben.“ Diesen
hochgebildete Europäer wusste nichts vom Glauben des Islam an
die reine Einheit Gottes, nichts vom Wesensunterschied
zwischen dem Heiligen Qur’an einerseits und dem Alten und
Neuen Testament andererseits.
Er meinte, der Qur’an ähnele der Thora
des Alten Testamentes und den Evangelien des Neuen
Testamentes, so wie sie Gott darstellten. Ich gab ihm
natürlich ein Buch über den Islam auf Deutsch, um ihn zu
befähigen, sich dessen Prinzipien anzueignen.
Unglücklicherweise legen einige unserer Landsleute, wenn sie
im Ausland sind, ein Verhalten an den Tag, welches die
Abendländer den Muslimen schlechthin ankreiden, und beurteilen
danach den Islam - wo doch der Übeltäter a) als einzelner
handelte und b) gegen seine Religion.
Tatsächlich hatte mein
Hotelier, aufgrund des Benehmens einiger Iraner, es abgelehnt,
noch Iraner aufzunehmen und machte nur in meinem Fall eine
Ausnahme, weil ein alter Freund, dem er traute, darauf
bestand. Selbst so wollte er mich nur ein paar Tage behalten.
Im Verlaufe meines Aufenthaltes nahm sein Vertrauen zu ihm zu,
einfach deshalb, weil er mich nie die Grenzen des Anstands und
Rechts überschreiten sah; nicht, weil ich mich besonders
angestrengt hätte, seine Achtung zu gewinnen. Er pries mich
(Bescheidenheit hindert mich, ihn genau zu zitieren) und
zeigte mir seine Bewegung und Zuneigung mit Geschenken.
Manchmal gab er einem Gast, wenn das Hotel besetzt war, mein
Zimmer und Überließ mir dafür sein eigenes; dabei beließ er
sein Schreibpult darin, offen und mit aufgeschichteten
wertvollen Papieren!
Schließlich kam der Tag, da
ich anderswohin reisen musste. Er schrieb sich meine Adresse
auf und von da an rief er mich immer wieder an, wenn Iraner
ihn um Zimmer baten und erbat meine „Charaktergarantie“. Ich
verbürgte mich für ihr gutes Benehmen, um Mit-Iranern
Schwierigkeiten zu ersparen (denn Ausländer finden es, wenn
sie nicht gescheit genug sind, ein Zimmer vorher zu bestellen,
recht schwierig, nach Einbruch der Dunkelheit eine Bleibe zu
finden).
Eines Nachts rief der
Hotelier an und fragte wegen einiger frisch angekommenen
Iraner auf deren erstem Deutschlandbesuch. Ich gab ihm meine
gewohnheitsmäßige Garantie für ihr Benehmen. Aber am nächsten
Morgen rief er wieder an, seine Stimme verriet Aufregung, ja
Bestürzung. Er klagte: „Diese Leute, für die Sie gestern
Abend gutstanden, haben sich schockierend schlecht benommen.“
Vollen Scham entschuldigte ich mich und beschloss: „Nie
wieder!“
Die gegenwärtige Weltkrise
gibt den Muslimen eine erstklassige Gelegenheit, die Herzen
der zivilisierten Welt für die inspirierenden Leitsätze und
Programme des Islam zu öffnen. Die Voraussetzungen, um diesen
heiligen Glauben in weiten Kreisen bekannt zu machen, sind
günstig. Natürlich ist es die Übereinstimmung einer Religion
mit den innersten Anliegen der menschlichen Natur, welche die
Ausbreitung dieses Glaubens sichert, aber die Umstände und
örtlichen Bedürfnisse verdienen, das man sie ebenfalls, und
zwar weltweit, studiert, um psychologische Momente für seine
Verkündung klar zu erkennen. Und dieses Studium, diese
Verkündung haben wir leider noch nicht, wie wir gesollt
hätten, unternommen. Aber ohne dies können vereinzelte
Ansätze, unzulängliche Aktionen, angezielte Anstrengungen,
planlose Propaganda und unkoordinierte Organe nie ein
zufriedenstellendes Resultat erreichen und nicht in Bereiche
vorstoßen, wo überlieferte und tiefverwurzelte Gegnerschaft am
Werk ist.
Wir gehen fehl wenn wir die
überragende Bedeutung einer klugen Verkündigung und einer
gesunden Organisation nicht begreifen. Trotz der
bewundernswerten Kraft, die der islamischen Kultur für einen
revolutionären Vormarsch innewohnt, trotz ihrer sehr
speziellen Überlieferung von der Gesellschaft, sind die
Faktoren, die dies zustandebringen sollten, aus unseren Mitte
verschwunden. Allem Erbe der gesündesten Lehrsätze, der
lohnendsten Ideologie zum Trotz ist unsere Lage schrecklich
und öffnet ganz von selbst den Feinden des Islam ein weites
Feld zum Handeln.