Die Familie im Islam
Während der einzelne die Kette
im Gewebe der Gesellschaft ist und die soziale Ordnung der
Schuss, ist die Familie die Einheit des Musters. Familien, in
denen gegenseitiges Verständnis, Aufrichtigkeit und Zartgefühl
regieren, sind die Details in dem harmonischen Muster. Aber
eine Familie in Unordnung und Durcheinander entstellt es.
Der Instinkt zum Überleben ist
uns Menschen angeboren. Kinder zu erzeugen ist Ausdruck eines
tief verwurzelten Wunsches, denn ein Kind erscheint wie eine
Ausweitung der eigenen Persönlichkeit und zugleich wie eine
Garantie für die Fortdauer der gleichen Lebenskraft. Den
grundlegende Ursprung des Dranges, eine Familie zu gründen,
wird von vielen Denkern in diesem Überlebensinstinkt gesucht.
Weil er eine Familie ernähren und unterhalten muss, wird der
Mann angetrieben, etwas wirtschaftlich zu leisten.
Andere Denker halten dafür,
den ursprüngliche Wunsch zur Familiengründung sei nur der
Sex-Instinkt; andere betonen mehr den Herdeninstinkt, wieder
andere betrachten die Ehe als eine bloße kommerzielle
Transaktion zwischen Familien für den Gewinn beider Teile.
Tatsächlich erfordert das Gemeinschaftsleben in der
Gesellschaft die Familien als Baueinheiten. Die reine Liebe
zwischen Mann und Frau zu nichts weiter als Sex, Gewinnstreben
oder Schutz zu erniedrigen, heißt der menschlichen Natur ihre
höchsten Fähigkeiten absprechen.
Manche behaupten, da in der
Anfangszeit menschlichen Daseins die Frau als der schwächere
Teil nur unter dem Schutz des Mannes existieren könnte, sei
die Familie eine bloße weibliche, dem Manne übergestülpte
Einrichtung. Das ist offensichtlicher Unsinn; denn er
beachtet nicht, das der Mann die Frau braucht, anders
vielleicht als die Frau den Mann; aber das ist ein genauso
tiefer und unlösbarer Teil seiner Natur. Natürlich wird in den
meisten Fällen der Mann das Brot herbeischaffen müssen. Aber
er braucht seine Genossin als Partnerin im Glück, in der
Freude und gesunder Lebensführung. Heiraten ist das Ende des
Alleinseins. Jedes Geschlecht braucht das andere. Darum
„als Mann und Frau machte Er sie“.
Gott pflanzte den Sex-Instinkt
ein. Er schuf zwei verschieden Geschlechter. Er schuf den
Überlebensinstinkt, den Sicherheitsinstinkt und den
Gesellschaftsinstinkt, beieinander zu leben. All dies waren
Teile Seiner Vorsehung, als Er die Menschheit als Seine
freudvolle Familie haben wollte. Die Soziologen teilen jedem
Instinkt sein gebührendes Gewicht in dem Plan zu. Sie sagen,
die genaue Rolle jedes Instinktes variiere mit der Wandlungen
der Sozialstruktur. In der primitiven Gesellschaft ist die
Notwendigkeit, Nahrung und Unterkunft zu finden, von
erstrangiger Bedeutung. In der alten landwirtschaftlichen
Gemeinschaft wurde das Bedürfnis nach Kindern eine
Hauptnotwendigkeit, da viele Hände die Arbeit leichter machen.
Heute ist der sexuelle Drang stark nach vorn gerückt, da die
Menschheit Mittel erfunden hat, ausreichende Nahrung,
zufriedenstellende Unterkünfte und arbeitende Maschinen
herzustellen. Aber weit über den Instinkten gehören der Drang
nach Liebe und das Bedürfnis geliebt zu werden, zu den
höchsten Attributen der menschlichen Natur.
Der Islam bejaht den Anruf der
Natur: Er besteht darauf, das die Familie Reinheit in der
Öffentlichkeit am besten gewährleistet, er beteuert, das sie
der einzig nichtige und legitime Weg dazu ist. In der Sure
XVI: Nahl - ,“Die Biene“, Vers 72, steht sinngemäß
geschrieben: „Gott hat Partner für euch aus eurer eigenen
Natur geschaffen, hat durch sie Kinder, Enkel, Nachkommen für
euch bereitet und euch Untenhalt vom besten für sie gegeben.
Sollen sie nun an Nichtiges glauben und für Gottes Güte nicht
dankbar sein?“
Der Islam steckt den Weg ab,
um junge Leute davor zu bewahren, das der ihnen von Gott
eingepflanzte Sexualdrang sie in den Jahren in die Irre führt,
in denen ihr Charakter und ihr Gewissen noch nicht gereift
sind und ihr Wille noch nicht von Besonnenheit gelenkt wird.
Darum legt er den Eltern die Verantwortung auf, die Jugend zu
ermahnen und ihnen Lebensregeln und Richtlinien der
Lebensklugheit zu vermitteln, welche sie zur Frömmigkeit und
zum natürlichen Gebrauch ihrer Kräfte für die Fortpflanzung
führen. Er macht auch die Eltern dafür verantwortlich,
frühzeitiges Heiraten für diejenigen zu ermöglichen, die
dafür reif genug sind. Junge Leute, die wirtschaftlich noch
nicht in den Lage sind, eine Familie zu ernähren, können den
Ansturm des Geschlechtsdrangs so stank empfinden, das ohne die
Führung der Hand ihrer Eltern die Natur mit ihnen
weggaloppiert und sie damit in Gefahr oder in die Falle
unerlaubten Geschlechtsverkehrs stürzt. Die Eltern müssen die
Lebenskraft in die gottgegebenen legitimen Kanale steuern, wo
der Friede der Seele und ein ruhiges Gewissen das Glück eines
gemeinsamen Lebens begleiten.
Der Prophet soll
folgendermaßen von der Kanzel der Moschee gepredigt haben: „O
Gemeinschaft der Muslime! Eure Töchter sind wie reife Früchte
an einem Baum. Obst muss man pflücken, wenn es der beste
Augenblick ist, sonst lassen die Sonne und andere Kräfte sie
verderben. So müsst ihr auch euren Töchter in dem Augenblick
das Heiraten ermöglichen, wenn sie reif sind, nicht später und
nicht früher. Wenn sie sich zu lange herumtreiben, wird es
eure Schuld sein, wenn sie unrettbar verderben. Es sind
Menschenkinder, und was sie brauchen, müssen sie bekommen“.
Ali ibn Isbat schrieb als
Antwort auf einen Brief, den er vom 5. Imam erhalten hatte:
„Ich finde keine jungen Männer, die geeignet und passend sind,
Gatten meiner Töchter zu werden. Was also muss ich tun?“
Der Imam schrieb ihm zurück: „Warte nicht, bis du junge
Leute findest, die dir in jeder Hinsicht passen. Denn unser
Heiliger Prophet sagte: ‚Wenn du keine jungen Leute für deine
Töchter findest, die den persönlichen Wünschen entsprechen,
achte nur auf ihren Charakter, insbesondere ihre Sittlichkeit
und ihren Glauben, und lass die Qualifikationen, die du von
Ehegatten für deine Töchter forderst, allein der Glauben und
die Reinheit sein, denn damit wird ein jungen Mann auch ein
zufriedenstillender Ehemann; und wenn du jemand ohne diese
Qualifikationen wählst, bist du persönlich verantwortlich,
dein junges Volk fehlgeleitet und auf Abwege gebracht zu
haben.’“
Der Islam legt also dem
Heiraten nicht nur keine Hindernisse in den Weg, sondern
benutzt diese Naturkraft zum Vorteil der Gesellschaft und des
einzelnen - für sein körperliches Wohlbefinden, seine geistige
Gesundheit, Gemütsruhe und den Frieden des Herzens. Der Islam
betrachtet die Ehe als eine heilige Vereinigung von Herzen,
eine Quelle der Gelassenheit und Sicherheit für beide Teile.
Um diese Funktion zu erfühlen, benötigt er die Eigenschaften
der Reinheit, der liebenden Wahnnehmung, der Menschlichkeit,
Milde, Güte und des Glaubens ganz tief im Herzen. Wie es in
der Sure XXX: „Rum (Byzantiner)“, Vers 21, sinngemäß
geschrieben steht: „Zu Gottes Zeichen für dich gehört, das
Er Kameraden für dich aus deinesgleichen geschaffen hat, mit
denen du in Frieden zusammenleben kannst. Er ist’s, der Liebe
und Mitgefühl unter euch gesetzt hat. Das sind wahrlich
Zeichen für die, die nachdenken.“
Der Islam gibt klare
Vorschriften, um die Beziehungen innerhalb der Familie zu
regeln. Sure IV: Nisa’a - „die Frauen“ nennt die Ehe „das
feste Band“ und befasst sich in den ersten 42 Versen mit den
praktischen Einzelheiten des Heiratsvertrags und seiner
Erfüllung.
Der Sinn fürs
Zueinandergehören wird gestärkt; Anstand regelt den Beitrag,
den jeder Partner in den Vertrag einbringt und ihm entnimmt.
Jeder gibt nach seinem Vermögen und jeder nimmt nach seinen
Bedürfnissen. Wie die Sure II: Baqara in Vers 228 sinngemäß
zusagt: „Ehefrau und Ehemann, Frauen und Männer haben
wechselseitige, mit dem gleichen Maßstab zu messende Rechte in
Übereinstimmung mit dem, was recht und billig ist.“
Der Islam zollt den
Fähigkeiten beider Geschlechter unter Berücksichtigung ihrer
Tätigkeit, ihres Berufs und ihrer Arbeit genaueste und
gewissenhafteste Aufmerksamkeit. Der Mann übernimmt die
Pflicht, für den Lebensunterhalt, für die materiellen
Bedürfnisse und die Herstellung von Gebrauchsgegenständen zu
sorgen. Die Frau ist Verwalterin des Hauses; sie ist
verantwortlich für die Bedürfnisse der Familie, für die
Erziehung der neuen Generation, für die Sorge um die
Nachkommenschaft. Der Islam erkennt an, was für natürliche
Folgen sich aus der Beschaffenheit der Frau ergeben und lässt
sie in keiner Weise demütigen oder herabwürdigen; aber er
schützt sie auch von der Verdorbenheit von Männern, die sie
zur Sittenlosigkeit verführen möchten, und stattet sie mit
einer Würde aus in- und außerhalb des Hauses, welche ihrer
Berufung entspricht. Es ist natürlich möglich, das im Notfall
von einen Frau gefordert werden kann, Aufgaben außerhalb des
Hauses zu Übernehmen. Aber der Islam sucht solche Kontakte
zwischen den Geschlechtern in der Zeit ihrer Berufstätigkeit
zu vermeiden, wobei sich Zusammenarbeit in Vertraulichkeit,
Kameradschaft in Begehrlichkeit verwandeln könnten. Daher
dürfen Frauen sich nicht herausfordernd oder verführerisch
kleiden oder die geschlechtliche Begier der Männer kitzeln, so
das sie verrückt nach ihnen werden und sich Promiskuität
entwickelt.
Wie jede andere Institution
braucht die Familie und ihr Heim ein verantwortliches Haupt.
Ohne eine feste Hand am Steuer kann die Familie ins
Durcheinahntier abdriften. Daher muss entweder die Frau oder
der Mann die Führung übernehmen, und die Natur zeigt, das es
im allgemeinen richtiger ist, wenn der Mann steuert,
wenngleich es Ausnahmefälle gibt, wo die Frau das Kommando
übernehmen muss.
Wenn der Mann die
Verantwortlichkeit für den Haushalt, dessen Unterhalt und
Wohlbefinden, die Kinder samt der Fürsorgepflicht für sie
akzeptiert, verdient die Befehlsverantwortung des
Oberhauptes, weil seine größere Kraft, Beharrlichkeit und
Ausdauer ihn geeigneter als die Frauen machen, die schwere
Bürde zu tragen, die Familie von Durcheinander und
Zusammenbruch zu schützen. Weiter ist die Frau ein erregbares
Geschöpf und lässt sich daher schneller von Gefühlen
beeinflussen. Die Frau lässt sich mehr von ihrem Herzen, der
Mann eher von seinem Kopf leiten. Also erhält beim Islam der
verständige Teil die Hauptverantwortung. Gleichzeitig legt der
Islam fest, das Teamarbeit, Partnerschaft, Konsultation und
gemeinsames Planen die Regel sein sollen. Dem Mann ist es
keinesfalls überlassen, seine eigensüchtigen Wünsche
bedenkenlos zu verfolgen. Er darf ganz entschieden seine Frau
nicht tyrannisieren, beschimpfen oder brutal behandeln. In der
Sure IV: Nisa’a - „Die Frauen“, Vers 19 steht sinngemäß:
„Ihr Gläubigen! Ihr dürft nicht die Witwe eures Bruders ohne
deren Einwilligung heiraten. Ihr dürft eure Frauen nicht
barsch behandeln. Ihr dürft nicht eine Frau quälen, das sie
euch um eine Scheidung angeht, bei dem sie den Teil der
Mitgift, den sie von euch bekam, verwirkt - ausgenommen bei
Sittenlosigkeit von ihr. Nein! Lebt freundlich und gerecht mit
euren Frauen. Solltet ihn etwas bei ihnen missbilligen, könnte
genau das der Punkt sein, durch den Gott euch segnen möchte“.
Indem der Mann die Last der
äußeren Aufgabe für den Unterhalt der Familie auf sich nimmt,
bestimmt er alles, was für diese Aufgabe von Belang ist. Aber
innerhalb der vier Wände des Hauses hat die Frau alle
Befugnisse; ihr obliegt die Pflicht, die Einzelheiten für
alles anzuordnen, worin sich das tägliche Leben abspielt, das
Disponieren über die Gegenstände des Haushalts und die
Erziehung der Kinder. Der Prophet sagte: „Der Mann verdient
den Unterhalt für die Familie, die Frau hat die Verantwortung
für das Haus, ihren Garten und die Kinder.“
Moderne Missachtung für das
Band der Ehe rührt von der Gleichgültigkeit gegenüber dieser
hohen Auffassung des Verheiratetseins her. Stattdessen ist
sie durch eine Menge trivialer Träume und verdrehten
Vorstellungen degradiert worden. Das Denken der Menschen über
die Ehe lag in Trümmern, bevor ihre Familien begannen
auseinander zu brechen. Zu viele sind in den Ehestand
getreten, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wie
wichtig die Harmonie von Geist und Seele zwischen Mann und
Frau sind. Glücksjäger, Casanovas, Schürzenjäger, die ein
hübsches Gesicht über alles andere stellen, haben die
seelischen Werte aus dem Gesichtskreis fortgewischt und ihre
eigenen besten Interessen mit Füßen getreten.
Das Überwiegen solcher
schlecht gegründeten Familien lässt eine tragische Zukunft
befürchten. Die tiefe Unvereinbarkeit des Denkens zwischen
Mann und Frau scheidet sie wie zwei Pole. Die Kluft zwischen
beiden wird täglich tiefer. Zufriedenheit und Friede der
Herzen fliehen von ihnen. Man geht einander auf die Nerven.
Die Harmonie, welche ethische Werte, Uneigennützigkeit und
menschliche Zuneigung erzeugen, wenn beide Seiten alles tun,
was sie können, um das seelische Leben des andern zu fördern,
zieht aus. Eine Familie muss fest auf die gebührende Beachtung
der Umwelt, den richtigen Rahmen für die Frau und die
Vereinbarkeit des Denkens und der moralischen Maßstäbe bei
den Partnern gegründet sein. Die Ehe muss als heilig, als
grundlegend angesehen werden. Nur unter diesem richtigen
Gesichtspunkt können die unvermeidlichen Schwierigkeiten des
Zusammenlebens befriedigend gelöst werden.
Der Islam hat den schädlichen
Folgen einer auf falsche Voraussetzungen hin geschlossenen
Ehe, ihren Spaltungen, ihrem Unglück gebührende Aufmerksamkeit
geschenkt. Er lässt die Familie daher nicht auf Wohlstand oder
Leidenschaft gegründet sein, äußere Schönheit oder materielle
Dinge überhaupt, sondern auf Glauben und Tugend, auf
Keuschheit und Reinheit, auf geistig-seelische Eigenschaften
und Zuneigungen sowohl beim Mann wie bei der Frau. Der Prophet
soll geäußert haben: „Wer auch immer eine Frau nur um ihren
Schönheit willen nimmt, wird nie finden, was er in ihr suchte.
Wer eine Frau nur wegen ihres Vermögens nimmt - der Herr wird
ihn im Stich lassen. Sucht daher eine Frau, deren Schönheit
vom Glauben kommt und deren Vermögen ihre Reinheit ist.“ (Vassa’el
Bd. 3, S. 6).
In dem Buch „Man Ia yahdhur“
S. 209 wird der Satz „Es gibt keine geliebtere Einrichtung
als die Ehe“ als Richtschnur des Islam für die
Eheschließung angeführt. Menschen, welche eine
Familiengründung aus unvernünftigen oder falschen Gründen zu
vermeiden trachten, werden hart zurechtgewiesen und für jede
Art Vorwand verurteilt, zu der sie Zuflucht nehmen, um die
gottgegebene Kraft des Geschlechtstriebs, statt ihn recht zu
gebrauchen, zu pervertieren. In dem Buch „Safeené al-Bahar“
(Bd. 1 S. 561) lesen wir: „Heirat und Ehestand gehören zu
meiner Religion. Wer auch immer gegen diese Art Lebensführung
protestiert, schließt sich von meiner Religion aus und ist
keinen von den Meinen“. Ebenso ist der Islam dagegen, das
Menschen sich heiraten, welche die charakterlichen
Eigenschaften und die geistigen Vorzüge nicht besitzen, die
gefordert werden; desgleichen, das man in Familien heiratet,
die keinen Gewinn aus religiöser Erziehung nach ethischen
Grundsätzen gezogen haben. Wie im „Vassa’el“, Kap. 7 des
„Buchs der Ehe“ geschrieben steht, sagte der Prophet in einer
Predigt: „Geht schönen Pflanzen und Blumen aus dem Weg, die
an schmutzigen, verunreinigten Gewässern wachsen.“ Der
Prophet wurde gefragt: „O Prophet Allahs! Was bedeutet eine
Pflanze neben einem stagnierenden Tümpel?“ Er erwiderte:
„Eine schöne Frau, die in einer verderbten Familie erzogen
worden ist, welche keine kontrollierenden Instanzen bei der
Erziehung kannte.“
Es ist natürlich, das
Ehegatten, die nicht nach absoluten moralischen Normen und
religiösen Vorschriften erzogen werden, eines wahren
Familienglücks und -segens niemals sicher sein können. Die
Frucht solcher Ehen können nur straffällige Kinder sein, roh,
gewalttätig, ohne ausgeglichenes sicheres Wesen. Daher legt
der Islam, um das Glück beider Teile zu sichern, auf alles,
was Reinheit und Geisteshaltung betrifft, besonderen Wert.
Weil er Vorsorge treffen will gegen das Heraufkommen einer
Generation, die korrupt und pervertiert ist, sucht der Islam
Eheschließungen mit Mitgliedern aus Familien zu verhindern,
die verdorben und entehrt sind.
Wenn junge Leute, sobald sie
ihren Partner fürs Leben zu wählen haben, dieses in
Übereinstimmung mit den Vorschriften und Regeln des Islam tun
wollten statt nach äußeren Merkmalen, und wenn sie die für das
Glück lebenswichtigen Realitäten prüfen wollten und damit die
falsche Denkweise, die ihnen unreine, sich so rasch
verflüchtigende Leidenschaften eingegeben haben, beiseite
schieben, dann besteht kein Zweifel, das sich das Leid und die
Katastrophen, die der Familien durch die Verfechter von
sexuellen Freiheit und Permissivität zugefügt werden, alle
schnellstens verflüchtigen würden. Aber manchen Jugendlichen
unserer Tage ist beigebracht worden, das eine Ehe auf Probe,
bloß um mal zu sehen, ob zwei im Geschlechtsverkehr zueinander
passen, den nichtige Weg, ja die ideale Vorbereitung für eine
glückliche Lebensgemeinschaft wäre. Wie können sie überhaupt
denken, das ein kurzes Ausprobieren, ein flüchtiges Vergnügen
zweier Körper, die seelischen Tiefen, die geistigen
Fähigkeiten, die sittlichen Gaben und die Persönlichkeitszüge
einer anderen Seele ausloten können? Erwarten sie, eine ewige
Verbindung auf das Vergnügen einiger Augenblicke gründen zu
können, so ist das ein blödsinniges Stück Unlogik. Das sollte
genügen, es auf der Stelle zu verwerfen, ganz abgesehen von
allem moralischem und seelischem Schaden, welche
solche Liebesverhältnisse auf Zeit unweigerlich auslösen. Die
wahren Vorzüge eines Menschen kommen erst in einem langen,
gemeinsamen Leben zum Vorschein. Das tägliche Anderssein und
die Stufe, die sie zusammen erreicht haben, sind es, die das
wahre innere Wesen zweier Partner zutage fordert. Geduld,
Nachsicht, Ausgeglichenheit, Stetigkeit, Zufriedenheit,
Selbstlosigkeit, Aufopferung des eigenen Ich zeige sich, wenn
die Bedrängnisse des Lebens auf einen einstürmen. Wie können
kurze Augenblicke von Ruhe und Spaß und „trips a deux“ bis zur
Tiefe und ethischen Grundhaltung eines Charakters durchstoßen?
Kann der Besuch eines Kinos oder einer anderen
Vergnügungsstätte einem Paar sein wahres Selbst enthüllen? In
Wirklichkeit versuchen bei Ehen auf Zeit beide Teile, ihre
schlechten Seiten zu verbergen und sich ein Sonntagsgesicht
aufzusetzen, um dem anderen etwas vorzumachen.
Kann ein junger Mann in der
Hitze der Leidenschaft eine Entscheidung treffen, die die
schicksalsschwerste seines Lebens ist? Kann eine Ehe auf Zeit
sicherstellen, das sie keine Unterschiede in der Einstellung,
keinen schwachen Punkt in ihrem Verhältnis haben? Und wie kann
ein junger Mensch, den die Umstände seiner Jahre bestimmen, wo
der Drang, sexuellem Verlangen nachzugeben so stark ist, die
wesentlichen Voraussetzungen für eine Heirat leidenschaftslos
und unvoreingenommen abwägen? Wie kann er sicher sein, das es
in ´der Zukunft keine Zwiste und Streitigkeiten geben wird?
Aus diesem Grunde empfiehlt
der Islam, das von der endgültigen Unterschrift unter den
Ehekontrakt die jungen Leute sich treffen und miteinander
reden sollten; aber sie sollten auch, und das ist noch viel
wichtiger, sich von unabhängigen Beobachtern, die sie aus
langem Bekanntsein beurteilen können, eine Bewertung der
Charaktereigenschaften, Neigungen, Eigentümlichkeiten und
Fähigkeiten ihres beabsichtigten Partners geben lassen.
Oder, weil das Familienglück
in erster Linie von der Gleichwertigkeit der Beziehungen
zwischen Mann und Frau in ihrem gemeinsamen Leben abhängt, so
ist auch, je fester die geistigen und ethischen Bande sind,
desto sicherer das Glück der Familie, desto größer ihr
Vermögen, die Erschütterungen des Lebens in selbstlosem
Opfergeist gemeinsam zu bestehen.. Darum sagte der Prophet:
„Der beste unten meinen Gefolgsleuten ist der Mann, der
seiner Familie nicht barsch, sondern vollkommen freundlich und
gütig begegnet.“ (Moralische Vortrefflichkeit: S. 247, „Makarem-ul-Akhlaq“)
Und nochmals („Man Ia yahdhur“, 5. 625): „Der beste unter
euch ist der, welcher seine Familie gut behandelt, und ich bin
von allen der Freundlichste zu seiner Familie.“
Entsprechend sollte die Frau ihren Mann mit Herzlichkeit
behandeln, was man ihre „heilige Glaubensanstrengung“ nennt (Tafseer-
at-Door al-manthoor: „ Edelsteine der Weisheit“).
Eines der traurigen Hindernisse für
Frühehen ist heute die Schwierigkeit, welche die Geldfrage für
junge Leute aufwirft. Die Beschaffung der Mitgift, teure
Feierlichkeiten, die hohen Kosten für Wohnungen und ein
Dutzend weiterer überspannten Forderungen sind für den
durchschnittlichen jungen Mann einfach zu viel. Darum besteht
der Islam darauf, das der Staat Schritte unternehmen muss,
damit sich diese Schwierigkeiten im Interesse der Institution
Ehe überwinden lassen. Das Buch „Edelsteine der Weisheit“
lässt der Propheten des Islam sagen: „Es ist eine
erfolgversprechende und wohltätige Handlungsweise, das die
Braut ihre Ansprüche in punkto Mitgift und
Zahlungsbedingungen für den Ehekontrakt milde und nachsichtig
formuliert.“
Übertriebene Forderungen
können enthüllen, das nicht nur die Familie der Braut, sondern
möglicherweise die Braut selbst habgierig und unnachgiebig
ist. Das Kapitel über Mitgiften in dem Buch „Vassa’el“
berichtet dazu die folgende Geschichte. Eines Tages saß der
Apostel Gottes im Kreise seiner Begleiter, als eine junge Frau
hereinstürzte und nach den üblichen geziemenden
Begrüßungsformeln sagte: „O Apostel Gottes, ich möchte
einen jungen Mann.“ Der Prophet wandte sich an alle
Anwesenden und fragte: „Ist jemand geneigt, diese Frau zu
heiraten?“ Ein Mann sagte ja. Der Prophet fragte, was für
eine Mitgift er geben würde. Er erwiderte: „Ich habe
nichts, was ich geben könnte.“ Also sagte der Prophet:
„Nein!“ Die Frau kam bei einer späteren Gelegenheit wieder
und bat darum, verheiratet zu werden. Niemand rührte sich.
Schließlich gab der gleiche junge Mann, der weder Vermögen
noch Besitz zu seiner Verfügung hatte, ein Zeichen, und der
Prophet redete ihn so an: „Kennst du den Qur’an?“ Er
sagte: „Sicherlich!“ Der gütige Prophet ordnete darauf
an: „Ich werde dich mit dieser Frau zum Preis der Mitgift
verheiraten, das du ihr jeden Tag einen Teil des Qur’ans
beibringst.“
Der Islam lehnt es also ab
anzuerkennen, das finanzielle Schwierigkeiten der
Eheschließung junger Leute im Weg stehen könnten. Er lässt es
zu, das Bedürftige und Arme auf gesetzliche Weise Familien
gründen dürfen. Der Islam betrachtet die Angst vor Armut und
ihren möglichen Folgen als falsche Entschuldigungen, das
göttliche Lebensgesetz der Ehe zu umgehen, und sagt, das die
Vorsehung die Bedürfnisse einer Familie kennt und sie nicht in
Not geraten lassen wird.
In der Sure XXIV: Nur-
„Licht“, V. 32, steht sinngemäß geschrieben: „Sorge für die
Mittel, womit würdige und passende Leute, die keinen
Ehegefährten haben, heiraten können. Wenn sie arm und
bedürftig sind, wird Gott aus Seiner gnädigen Fürsorge heraus
ihre Bedürfnisse befriedigen.“
Natürlich sind harte Arbeit
und Fleiß der Weg, wie ein Mann seine Bedürfnisse befriedigen
sollte. Wenn ein Mann die Verantwortlichkeiten einer Ehe auf
sich nimmt, muss er, wenn er auskommen will, seinen Fleiß und
harte Arbeit steigern. Das gehört auch zu den Funktionen der
Ehe, den Lebensstandard für die gesamte Gesellschaft zu
heben.