Musawi Lari

Westliche Zivilisation und Islam

Sayyid Mudschtaba Musawi Lari

Ins Englische übersetzt von J.F. Goulding, hiernach ins Deutsche übertragen durch R.H. Sengler

Das folgende Manuskript ist eine geringfügig überarbeitete und sprachlich verfeinerte Version der 1995 in Qum erschienenen deutschen Übersetzung.

Delmenhorst 2004

Soziale Aussteiger (drop-outs)

In jeder Nation üben die Gedanken der Gebildeten und die Lebensführung ihrer Wortführer auf die Überzeugungen der Allgemeinheit und das Denken des einzelnen einen direkten Einfluss aus. “Quis custodiet ipsos custo­des? Corruptio optimi pessima”. Wenn die Oberschicht, welche die Treu­händer und Wegweiser der Gesellschaft sind, Schmutz verbreitet, was kann man dann von den unteren Schichten erwarten? Wenn das Salz seine Würze verloren hat, was für Salz soll man der Masse geben? Lust und Begehren sind für den Menschen natürlich. Das Beispiel einer Führung, welche sol­chen Gelüsten die Zügel schießen lässt, setzt alle moralischen Vorschriften außer Kraft. Ein Mensch, der in der Schule ungezügelten Sich-Gehenlassens hochgekommen ist, begreift völlige Freiheit eben nur noch als unbe­hindertes Sich-Gehenlassen. Da haben nun freilich die Ideen der Keusch­heit und der Reinheit keinen Platz mehr; nur die Gefühlsantriebe eines beliebigen Moments entscheiden, was er tut.

Diejenigen, die moralische Vorschriften über Bord werfen, ziehen ein hedonistisches, ein unbotmäßiges Geschlecht auf, das hilfs- und hoffnungs­los angesichts elementarer Fleischesgelüste reagiert und nur taube Ohren hat, wenn Pflichten rufen, die von Vernunft und Gewissen eingegeben sind.

Rajmohan Gandhi, Enkel des Mahatma, erklärte 1962 in den USA: „Eine schmerzliche Zukunft erwartet Amerika, denn die Jugend ist in Sinnlichkeit versunken und hat keine Lust mehr zur Pflichterfüllung. Von sieben jungen Männern, die einberufen werden, versagen sechs in der ärztlichen Untersu­chung, weil sie Leistungsmängel aufweisen und ihr Geist durch Ausschwei­fungen geschwächt ist.“ Chrustschow sagte 1962 Ähnliches voraus „Die UdSSR blickt Gefahren ins Gesicht, weil sexuelle Leidenschaften unsere Jugend im Griff haben.“

Merkwürdig, dass dieses Zeitalter wissenschaftlichen und industriellen Fortschritts in die Knie gezwungen wird, weil die erste Sorge der Jugend das sexuelle Problem ist inmitten einer technologischen Gesellschaft, die eben durch die herzlose Monotonie einer maschinengefertigten Umgebung entpersönlicht ist.

Die Beatles sind ein Phänomen, das die Zeit hochgeschleudert hat: Zucht­los, unelegant, schwachsinnig und gerade sie ziehen die Jugend haufenweise an. Danach revoltieren die Hippies wie Wicken in einem kultivierten Korn­feld gegen den dürren Materialismus ihrer etablierten Umgebung. Ethische Werte und geistlich Heiliges schütteln sie ab wie grundlosen Aberglauben, verlachen ein vernünftiges Leben, scheren aus der Gesellschaft aus und setzen sich über alle Schranken hinweg bis und wann sie dann einmal einen moralischen Halt und eine geistliche Zuflucht suchen, finden sie sich ver­lassen und verloren.

Derartige soziologische Phänomene, Folgeerscheinungen der Gefühlsentgleisungen der Jugend, die sich in Besudelung und Niedergang wider­spiegeln, zeigen deutlich, das die moderne Zivilisation, welche die Men­schen wie Rädchen in einer Maschine behandelt, niemals die angeborenen Sehnsüchte der Menschenherzen mit ihrer Feinfühligkeit und ihren tief­humanen Empfindungen befriedigen kann. Das Ansteigen der Selbstmord­ziffern ist ein weiterer Beweis, das materieller Komfort und Bequemlichkeit nicht genügen.

Der jährliche „Polizeibericht“ Deutschlands für 1974 verzeichnet 10.000 Selbstmorde in Westdeutschland und über 6000 Selbstmordversuche bei Männern, 7000 bei Frauen. In Frankreich, dem Hauptland des Intellekts, werden jährlich 35.000 Selbstmordversuche verzeichnet.

Der Verbrauch harter Drogen unter amerikanischen Jugendlichen ist so entsetzenerregend, das die New Yorker Polizei kürzlich die Leichen von 38 jungen Männern zwischen 18 und 35 fand. Einige der Opfer waren derartig in die Verzweiflung getrieben, weil sie sich keine Drogen mehr verschaffen konnten, das sie sich die Pulsadern aufschnitten. Heroinsüchtige sind die häufigsten – 100.000 allein in New York, d.h. einer auf nur 70 Einwohner! Süchtige gibt es besonders viele unter den Reichen der USA. Ein New Yorker Arzt sagte, einer von Amerikas berühmtesten Schauspielern spritze sich Heroin täglich für 60 Dollar die Dosis! „Viele Todesfälle hochstehender Persönlichkeiten, die man offiziell einem Herzversagen zuschreibt„ fügte er hinzu, „sind tatsächlich Sterbefälle auf Grund von Drogenverfal­lenheit.“ (Ettela’at Nr. 13015)

Im „Spirit of Man, „S. 32, steht: „In den USA wird alle 25 Minuten ein schweres Verbrechen verübt, alle 24 Stunden 3 Morde, 5 Sittlichkeitsver­gehen, 30 große und 3000 Bagatellediebstähle. 4 Milliarden Dollar werden für die Verbrechensbekämpfung und die Aufrechterhaltung des Rechts aufgewendet, 100 Millionen davon allein in New York.“

So wird gelebt, bewusst verweichlicht und doch prahlen sie, ihr Gehirn und ihre Kultur verliehen ihnen ein Hochgefühl - was dann die Leute sich aneignen wollen und zum Vorbild nehmen!

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