Gebrüder Özoguz

Wir sind (keine) “fundamentalistische Islamisten“ in Deutschland

Eine andere Perspektive

Dr. Yavuz Özoguz und Dr. Gürhan Özoguz

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Arbeitsuchende Muslimas werden belästigt

Einige der sehr häufig im Internet frequentierten Seiten des Muslim-Markt sind die Seiten des Stellenmarktes. Hier inserieren u.a. Muslimas, die aufgrund ihres Kopftuches auf “konventionellem“ Weg nicht ohne Weiteres eine Stelle finden können, obwohl sie teilweise über höchste Qualifikationen verfügen. Über eine Stellenanzeige im Muslim-Markt hat schon so manche Muslima dann doch eine geeignete Arbeitsstelle gefunden, die nicht immer nur bei ebenfalls Muslimen war. Auch Nichtmuslime, die sich durch die Anstellung einer Muslime die Öffnung zu weiteren Käuferschichten versprechen, nahmen dieses Angebot wahr. Die Inserenten zeichnen mit ihrer e-Mail-Adresse, so dass eine unkomplizierte erste Kontaktaufnahme möglich wird.

Bedauerlicherweise tummeln sich aber auch eine ganze Reihe von hasserfüllt kranken Menschen im Internet, die man wohl als entweder geistesgestört und/oder höchst gefährlich für die Gesellschaft einstufen muss. Solche Personen warten nur darauf, dass eine neue Stellenanzeige “mit Kopftuch“ im Internet erscheint, um jener Frau dann alle möglichen schlimmsten Verbrechen anzudrohen. In der scheinbaren Anonymität des Internets wähnen sie sich sicher.

Aber nicht jeder Verbrecher kennt sich offenbar mit dem Internet hinreichend aus, denn es gibt tatsächlich einige Provider, wie aol.de, web.de und andere, die durchaus die Identität des Absenders kennen und bei polizeilicher Anfrage auch weitergeben würden. Da uns betroffene Schwestern stets über jene Hassmails informiert haben, haben wir einen besonders hartnäckigen aol.de Nutzer an unseren Kontaktbeamten mit allen notwenigen Nachweisen gemeldet. Er nahm die Unterlagen mit und versprach, sich darum zu kümmern.

Einige Monate später erhielt mein Bruder einen Brief von der Staatsanwaltschaft, dass ein Verfahren mit einer für mich unbekannten Nummer eingestellt worden sei, da der Absender nicht zu ermitteln sei. Da es sich nur um obige Angelegenheit handeln konnte, verlangten wir über unsere Anwaltskanzlei eine kostenpflichtige Einsicht in die Akten. Das Ergebnis war ernüchternd. Es war nie eine Anfrage bei aol.de gestellt worden!

Dieses exemplarische Beispiel dient hier nur dazu, dem Leser zu verdeutlichen, was Muslime und insbesondere Muslimas in diesem Land seit Jahren in so banalen Lebensbereichen wie der Arbeitssuche durchmachen müssen, ohne dass irgendeine Zeitung darüber berichten würde, ohne dass irgendwer sich darum kümmern würde. Muslime sind auf sich allein gestellt und suchen Hilfe bei denen, die sie ihnen gewähren. Wenn Polizei, Staatsanwaltschaft und sämtliche Medien zusammen mit der Politik sie im Stich lassen, dürfen sie sich nicht wundern, wenn jene Muslimas nicht den besten Eindruck von ihrer Gesellschaft haben.

Wir jedenfalls hatten die naive Vorstellung, dass die Weitergabe solcher Informationen hilfreich sein kann, den inneren Frieden langfristig wahren zu helfen und die Integration zu fördern, aber möglicherweise besteht ja gar kein Interesse daran, gläubige und praktizierende Muslime und Muslimas zu integrieren.

Das Verhältnis zu unserem Kontaktbeamten und das Vertrauen in eine sachlich-faire Kooperation wurde durch diese Angelegenheit nicht unbedingt gefördert.

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