Gebrüder Özoguz

Wir sind (keine) “fundamentalistische Islamisten“ in Deutschland

Eine andere Perspektive

Dr. Yavuz Özoguz und Dr. Gürhan Özoguz

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Auf die erste Seite der FAZ

Am Freitag 16.8.2002 war es so weit. Auf der Titelseite der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) erschien ein Bericht über meine Person. Auf Anfrage meinerseits erhielt ich die Erlaubnis der FAZ zum Abdruck des gesamten Berichtes:

Ajatollah Chamenei und der öffentliche Dienst

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.08.2002, Nr. 189 / Seite 1

Freizeitaktivitäten eines leitenden Bremer Universitätsangestellten / Von Udo Ulfkotte

FRANKFURT, 15. August. Der 11. September hat den Deutschen bewußtgemacht, daß es ein Fehler war, die Integration der Ausländer zu vernachlässigen und die Entstehung von Parallelgesellschaften in den Städten zu dulden. Der Wunsch nach einem Dialog mit den hier lebenden Muslimen stößt nicht überall auf Gegenliebe, und nicht alle Dialogpartner spielen mit offenen Karten.

Der in Delmenhorst bei Bremen ansässige Verein "Islamischer Weg e.V." zum Beispiel zeigt sich auf seiner Internetseite aufgeschlossen für Menschen unterschiedlichen Glaubens: "Die Geschwister vom Islamischen Weg e.V. versuchen auf diesem Weg in einen intensiven Kontakt zu unseren Glaubensgeschwistern und in einen fruchtbaren Dialog mit anderen gottesfürchtigen Gläubigen zu treten. In der Hoffnung, daß dieser bescheidene Versuch von Ihren Gebeten für uns begleitet wird, wünschen wir Ihnen viel Freude beim Blättern in den Seiten und hoffen auf Ihre Anregungen ... Bitte schließen Sie uns in Ihr Gebet ein." Domain-Inhaber der Internetseite www.islamischer-weg.de ist nach Angaben der zentralen deutschen Registrierstelle Denic ein Yavuz Özoguz. Seine warmherzigen Worte bekommen einen eigenartigen Beigeschmack, wenn man bei www.islamischer-weg.de die Links verfolgt. Mit nur einem Mausklick gelangt man zu einer sich "Imam Khamenei" nennenden deutschsprachigen Internetseite (www.khamenei.de), Domain-Inhaber ist nach Angaben von Denic ebenfalls Yavuz Özoguz. Von dieser Seite genügt jeweils ein weiterer Klick, um entweder sofort auf die Internetseite der für zahlreiche Terroranschläge gegen Israel verantwortlichen libanesischen Hizbullah oder auf die Homepage des geistigen Führers der Islamischen Republik Iran, Ajatollah Chamenei[1], zu gelangen.

Yavuz Özoguz ist seit 1991 als Oberingenieur am Institut für Umweltverfahrenstechnik der Universität Bremen tätig, doch er befaßt sich offenkundig nicht nur mit der "Grenzflächenphänomenologie in der Umweltverfahrenstechnik". Seine Interessen offenbaren sich, wenn man andere von ihm betreute Internetseiten betrachtet. Nach Angaben der Registrierstelle Denic ist Özoguz auch Inhaber der Internetseite www-islam-pure.de. Dort gibt es einen Link zur Internetseite des "Islamischen Zentrums Hamburg", über das es im Hamburger Verfassungsschutzbericht heißt: "Für den Export der islamischen Revolutionsidee spielt in Deutschland das Islamische Zentrum Hamburg (IZH) - Träger der Imam-Ali-Moschee - eine wichtige Rolle: zum Beispiel als Propagandazentrum und europaweit hochrangige Verbindungsstelle der Islamischen Republik Iran." (Fortsetzung Seite 2.)

Der folgende Textteil erschien dann auf der zweiten Seite der FAZ.

Domain-Inhaber der Seite www.islamic-centre-hamburg.de ist Yavuz Özoguz. Nicht genug damit: Özoguz betreibt auch www.muslim-markt.de, die wichtigste deutsche Anlaufstelle für Muslime im Internet, die neben der Vermittlung islamischer Bestattungsunternehmen, Friseure und Ärzte auch einen islamischen Heiratsmarkt anbietet ("Pfiffige 21jährige Muslima, sportlich, humorvoll, türkische Abstammung, aber deutsche Staatsbürgerin. Sucht auf diesem Weg, einen praktizierenden Muslim zwischen 23 J. - 28 Jahren ... Aufenthaltsstatus sollte gewährleistet sein/Chiffre..."). Auf diesen Seiten bietet Özoguz durch Links etwa auf das "Islamische Zentrum Münster" (nach Angaben des Verfassungsschutzes "zentrale Begegnungsstätte" der Hizbullah in Deutschland) auch Extremisten eine Plattform. Den Link zum Anfang August von Bundesinnenminister Schily verbotenen Aachener Spendenverein der palästinensischen Terrorgruppe Hamas hat Özoguz dort inzwischen entfernt.

Özoguz, der im "Muslim-Markt" Boykottaufrufe gegen Israel verbreitet, hat offenkundig auch Sympathien für die von Iran gesteuerte Hizbullah. Bei ihm zu Hause hänge an einer Kinderzimmertür ein Plakat, das ein Gewehr in einer hochgereckten Faust mit dem Schriftzug der Hizbullah zeige, berichtete ein Journalist, der ihn besuchte. Zugleich habe Özoguz dem Besucher erklärt, daß es in einem wahrhaft islamischen System auch eine "Pressezensur" geben müsse, "zum Schutz der Menschenwürde gegen Beleidigungen und Lügen". Am 23. Mai 1995 verschickte Özoguz in einer Botschaft über einen Rechner an der Universität Bremen eine Nachricht, in der er den Adressaten an der Columbia-Universität wissen ließ, wer sein "Führer" sei: der Nachfolger Chomeinis, das geistige Oberhaupt der Islamischen Republik Iran, "Seine Eminenz Imam Chamenei". Ajatollah Chamenei, radikaler Gegenspieler des als eher moderat geltenden iranischen Präsidenten Chatami, als Vorbild jenes Mannes, der die größte deutschsprachige Anlaufstelle für Muslime im Internet ist und im öffentlichen Dienst eine herausgehobene Stellung innehat?

Einerseits hebt der Betreiber von muslim-markt.de im Gespräch seine Verfassungstreue hervor, andererseits konnten auf den Seiten Standardbriefe heruntergeladen werden, mit denen Muslime ihre Töchter vom Schwimmunterricht in der Schule abmelden können. Die Integrationsbekundungen gehen somit einher mit der Loslösung vom deutschen Alltag und der Herausbildung einer eigenen Lebenswelt, in der manchmal eben auch die geistige Nähe etwa zur Islamischen Republik Iran deutlich wird. Dieser Zeitung gegenüber sagte Özoguz: "Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, daß Imam Chamenei mein Führer ist." Die meisten der unter seinem Namen bei Denic registrierten Internet-Seiten seien "Auftragsarbeiten", so etwa vom Islamischen Zentrum Hamburg. Özoguz hebt hervor: "Ich möchte das Geld von denen auch ganz gern weiterhin einnehmen." Wenn eine Organisation verboten werde, werde er "selbstverständlich" sofort die entsprechenden Links entfernen.

Wenige Tage nach den Attentaten des 11. September hatte Özoguz einen Brief an Bundeskanzler Schröder geschickt, in dem es hieß: "Entziehen Sie der US-Regierung in ihrer Absicht, einen Vergeltungsschlag auf unschuldige Menschen durchzuführen, jegliche deutsche Unterstützung! Militärisch, logistisch oder ideell, bevor es zu spät ist... Glauben Sie nicht den Ermittlungen von amerikanischen Geheimdiensten, die vorgeben, den Fall innerhalb von Stunden aufzuklären, während sie nicht in der Lage waren, scheinbar jahrelange Vorbereitungen zu verhindern ... Bauen Sie darauf, daß viele US-Bürger, die durch die Anschläge tief nachdenklich geworden sind, sich fragen, was sie bzw. ihre demokratische Regierung falsch gemacht haben könnte und die nun nach einem Ausweg suchen."

Die Universität Bremen hat nach eigenen Angaben erst am Donnerstag von den Aktivitäten ihres langjährigen leitenden Mitarbeiters erfahren. Ein Sprecher sagte dieser Zeitung: "Das alles war uns bis heute nicht bekannt. Sollte es bei der Überprüfung bestätigt werden, so werden wir das alles bei der Staatsanwaltschaft zur Anzeige bringen." Dabei hatte der Bayerische Rundfunk schon in einer am 21. Mai des vergangenen Jahres ausgestrahlten Report-Sendung über die von Özoguz betriebene Internet-Seite www.muslim-markt.de berichtet: "Der Bremer Ingenieur Yavuz Özoguz denkt sich diese Haßparolen aus und verbreitet sie über seine Internetseite. Beispiele: ,Liebe Christen gebt doch acht, Zionisten haben hier die Macht' oder ,Zionisten glauben nicht. Sie bekämpfen Gottes Licht'." Dem Fernsehsender sagte Özoguz damals, es handele sich dabei um eine "ein bißchen abgewandelte Form einer Aussage, die im heiligen Koran steht". Am Donnerstag Nachmittag wurde Özoguz vor eine Untersuchungskommission der Universität Bremen geladen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.08.2002, Nr. 189 / Seite 1 und 2

Der Schock saß tief. Bei aller Feindschaft, die wir schon genossen hatten; das ging dieses Mal tief unter die Gürtellinie. Abgesehen davon, dass der Bericht lauter Unwahrheiten enthielt, war es das erste Mal, dass es hier jemand nicht auf unsere politische oder religiöse Arbeit und veröffentlichte Überzeugung, sondern auf uns als Person abgesehen hatte.

Zunächst einmal suchten wir nach dem “Auslöser“ dieser Geschichte. Eine gute Woche zuvor hatte der Muslim-Markt einen Kommentar auf eine dpa-Meldung mit dem Titel “Wer ist der nächste“ geschrieben. Die dpa-Meldung bezog sich auf einen FAZ-Artikel ohne Nennung des Autors.

Donnerstag, 08.08.2002 - 13:24 Uhr (Quelle: dpa)

Waschen arabische Autohändler Terror-Geld? Frankfurt/Main/ Wiesbaden – Mit Hilfe von Autohändlern in Deutschland waschen islamische Fundamentalisten nach Recherchen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) Spendengelder für die Terroristenausbildung. ... Laut FAZ kommen Leiter pakistanischer Qur´an-Schulen nach Deutschland, indem sie mit Empfehlungsschreiben von in Deutschland ansässigen arabischen Autohändlern Visa beantragen. Nach der Einreise holen sie dem Bericht zufolge Spendengelder für den "Kampf gegen Christen und Juden" bei islamischen Vereinigungen ab, kaufen damit Autos und exportieren sie in arabische Länder. Der Erlös des Wiederverkaufs fließe in Qur´an schulen, "ohne im internationalen Finanzsystem Spuren zu hinterlassen", berichtete die FAZ. Keiner der Geldwäscher mache sich strafbar. ...

Unser damaliger Kommentar dazu schien jemandem mächtig aufgestoßen zu sein, so dass er sogar die Titelseite der FAZ dafür missbrauchte, um uns “fertig“ zu machen. Wir hatten damals folgenden Kommentar dazu an unsere Abonnenten verschickt:

Wer sind die nächsten? – Ein bitterer Kommentar des Muslim-Markt

Nun hat es also die muslimischen Autohändler erwischt. Wer in dieser Entwicklung nicht gewisse Parallelen zur Hitlerzeit sieht, muss wirklich die Geschichtsbücher niemals aufgeschlagen haben. Eine Gruppe der Muslime nach der anderen wird von diesem Propaganda-Journalismus "fertig" gemacht.

Wer hat nicht schon einmal so ein kleines Kärtchen an seinem Auto gehabt, in dem ein ominöser Hassan oder Ali anbot, sein Auto zu kaufen, falls er es verschrotten will. Ist das nicht gefährlich? Und was hat er dann mit den Autos gemacht? Früher haben die libanesischen Autohändler die Autos, die in Deutschland keinen TÜV mehr überstehen würden, zur Überraschung aller in den Libanon verkauft. Ist das nicht verdächtig? Sicherlich wurden damit ausschließlich "Selbstmordattentate" gegen unschuldige israelische Soldaten verübt, die sich zufällig im Südlibanon aufhielten. Die Israelis sind inzwischen weg, und der Automarkt in Libanon duldet den deutschen Schrott nicht mehr, so dass die vielen libanesischen Schrotthändler Ausweichkäufer suchen mussten. Heute geht ein Teil nach Afrika (im Urwald braucht man schließlich keine Fenster und Türen und dort ist es ja immer warm) und nach Russland. Letzteres ist aber wiederum extrem verdächtig, da hierbei sicherlich eine Kooperation mit der Russen-Mafia eine Rolle spielt.

Dass die Autos aber jetzt eine halbe Weltreise nach Pakistan machen ist neu! Aber wäre das nicht zu erwarten gewesen? Schließlich können die fanatischen Muslime keine Geldwäsche mit Kneipen und Saunaclubs machen, da bietet sich doch der Autohandel geradezu an. Hat nicht jeder anständige Deutsche schon einmal so eine ominöse Schrift und einen Miniatur-Qur´an am Rückspiegel eines muslimischen Autofahrers beobachtet? Die Verbindung Autohändler-Qur´an-Schule-Terrorist ist doch gar nicht zu übersehen! Und schließlich gehört deutsche Qualitätsware nicht in die Hände von Al-Qaeda-Terroristen, selbst wenn es japanischer Schrott ist.

Eine muslimische Gruppe nach der anderen wird regelrecht fertig gemacht und abserviert! Gestern waren es die Spendensammler, heute sind es die Autohändler, und wer ist es morgen? Wie wäre es mit den ausländischen Taxifahrern mit Gebetskette in der Hand? Sind die nicht ohnehin alle hinter den deutschen Frauen her und nutzen die Gebetskette als geschickte Tarnung für ihre terroristischen Absichten? Oder wie wäre es mit den vielen muslimischen Läden? Die verkaufen teilweise kein Alkohol; wer auf diese lukrative Einnahme verzichtet, der muss über andere dubiose Einnahmen verfügen! Und wer arme Schafe so meuchlings ermordet, vor dem ist auch kein Kind sicher! Als Alternative bieten sich noch die verbliebenen Bergarbeiter an: Geht nicht von denen eine unglaubliche Gefährdung aus, zumal die alle im Untergrund arbeiten! Nicht vergessen sollten wir die Teppichhändler, was mögen die in ihren eingerollten Teppichen Alles für Krankheiten und damit biologischen Waffen in dieses Land einschleusen? Und wenn deren Labors dafür zu blöd sind, dann werden bestimmt Leichen in die Teppiche eingerollt. Wozu sonst kann man so viele Teppiche gebrauchen, und im Tatort war es mehrfach zu sehen!

Um die Entwicklung der Bereinigung dieses Landes von so viel schädlichen Elementen zu beschleunigen und jegliche Durchmischung und Durchrassung von vornherein zu verhindern, wäre auch eine Gesetzesinitiative angebracht; nein, wir meinen nicht diese geschmacklose Ausländer-Quarantäne der Schill-Partei, die ist ja langfristig nicht wirkungsvoll gegen die eingeschleuste geistige Krankheit! Stattdessen sollte jeder muslimische Verein und jede Person, die sein Muslimdasein nicht verheimlicht, grundsätzlich als schuldig betrachtet werden. Da Deutschland ein Rechtsstatt ist, sollte aber jedem Muslim die Gelegenheit gegeben werden, seine Unschuld zu beweisen (ein Mal im Jahr sollte genügen). Da Deutschland zudem keinen Rassismus zulässt, sollte dieses Gesetz deutsche wie nichtdeutsche Muslime gleichermaßen treffen.

Liebe wenige verbliebene Journalisten, die ihren Berufsstolz noch nicht verkauft haben, ist das wirklich, wohin Sie Deutschland treiben wollen? Ist das wirklich die Entwicklung, an der Sie maßgeblich mitarbeiten wollen? Können Sie wirklich unseren Sarkasmus nicht verstehen?

Es wird Ihnen möglicherweise gelingen, Deutschland eines Tages Muslim-frei zu gestalten, aber was ist dann? Glauben Sie wirklich, dass es Ihnen dann in diesem Land besser gehen wird? Wenn ja, dann seien Sie zumindest so fair, das offen zu verkünden, und fordern Sie unmissverständlich alle Muslime auf, sich zu assimilieren (wie es der Innenminister schon unverblümt getan hat) oder das Land freiwillig zu verlassen. Für deutsche Muslime sei der Hinweis erlaubt, dass es im Ausland ja deutsche Vertretungen gibt. Die häppchenweise Propaganda und Verächtlichmachung nützt weder Ihren Zielen noch dem Land. Drängen Sie den Bundeskanzler durch Ihre unglaubliche missbrauchte Macht dazu, die Muslime aus diesem Land zu vertreiben. Gott wird den Muslimen eine andere Heimat geben.

Am Mittwoch, den 14.8.2002, rief mich ein Mann von der FAZ mit dem Namen Ulfkotte an; jener Ulfkotte der Jahre später zur traurigen Berühmtheit unter Muslimen aufsteigen sollte als einer der Vorreiter einer Autorenschaft, die von Muslimen als extrem Antimuslimisch empfunden wurde. Nach einigen merkwürdigen Fragen seinerseits über die Internetseiten, die wir betreiben und einem kaum zu überhörenden hasserfüllten Ton fragte ich ihn nach dem Grund des Anrufes. Da erzählte er von einem FAZ-Artikel, den er geschrieben hätte, und bei dem wir ihn in einem Kommentar mit Göbbels verglichen hätten. Da wir immer noch nicht wussten, worum es ging, fragten wir nach, bis der oben aufgeführte Beitrag über die Autohändler und unser Kommentar herauskamen.

Der einzige substantielle Vorwurf Ulfkottes war eine sieben Jahre alte e-Mail, die ich einem iranischen Kollegen in den USA geschrieben hatte. Sicher, es war ein Fehler, den dienstlichen Mailer zu nutzen, daran gibt es keinen Zweifel.

Nun aber sollte ich sozusagen als “abschreckendes Beispiel“ fix und fertig gemacht werden! Meine Arbeitsstelle war berechtigterweise nicht begeistert über den FAZ-Bericht vom Freitag. So viel Ehre für ein bisschen Rache. Aber am Samstag (17.8.2002) kam es dann, wie nicht anders zu erwarten noch schlimmer. Gleich mehrere Zeitungen schossen sich auf uns ein. “Die Welt“ berichtete: „Universität prüft Schritte gegen Angestellten“ (Welt - Lokalteil Bremen), und die Hamburger Ausgabe brachte gleich noch meine völlig unbeteiligte Schwester mit ins Spiel „Bruder von SPD-Politikerin unter Extremisten-Verdacht“ (Welt - Hamburg). Hier wurden gleich sippenhaftmäßig Familienbeziehungen mit eingebracht bezüglich einer Schwester, die wirklich absolut nichts damit zu tun hatte. Sie war inzwischen Abgeordnete im Hamburger Landtag und teilt unsere politischen Ansichten in keinster Weise! Die Bildzeitung brachte im Lokalteil Bremen gleich einen Artikel mit Foto.

Das Foto wurde unter Missachtung jeglicher Copyright-Rechte und jeglicher Persönlichkeitsrechte aus den Internetseiten meines Arbeitgebers herauskopiert. Die Bild-Zeitung darf so etwas offensichtlich! Das Delmenhorster Kreisblatt brachte einen Bericht ohne meinen Namen, Ihre Schlagzeile lautete: „Kein Platz für Gewaltaufrufe an der Uni“. Auch die Bremer Lokalpresse musste sich bekennen „Propaganda gegen Israel im Netz“ (Weser Kurier). Die FAZ hatte mit Imam Chamene´i angefangen, der Weser Kurier schlug den Bogen zu Israel, und die taz vervollständigte dann das Bild mit: „Mit zwei Klicks per Internet direkt zur Hizbullah“ (taz). Selbst das Deutschlandradio/Deutschlandfunk musste darüber berichten: „Ein "Antizionist" in Diensten der Uni Bremen“.

Zwei Tage später (19.8.2002) berichtete auch der ansonsten von uns geschätzte Heise-Verlag von dem Ereignis im Internet unter dem Titel "Islamistischer Uni-Mitarbeiter attackiert Israel", was dann zu einer Diskussion von mehreren 100 Teilnehmern führte mit teilweise extrem rassistischen Hetzbeiträgen in alle Richtungen.

Was aber warfen sie uns – und insbesondere mir – eigentlich vor? Ich soll in meiner Freizeit für Imam Chamene´i im Internet geworben haben (wenn man von diesem sieben Jahre alten e-Mail-Ausrutscher absieht). Ist das jetzt verboten? Laut “privater“ telefonischer Auskunft von Herrn Ulfkotte hat so ein Mensch (der so etwas im Internet verbreitet) im öffentlichen Dienst nichts verloren, selbst wenn das nichts mit seinem Berufsleben zu tun hat: Berufsverbot für Anhänger der Islamischen Revolution; das propagieren die Propagandisten der Pressefreiheit. Aber Ulfkotte betonte am Telefon: Öffentlich würde er so etwas nicht schreiben! Nein, das hat er wahrlich nicht geschrieben. Der wusste auch so, wie er einen in seinem Beruf bisher angesehen Wissenschaftler absägt! Und dann kursiert immer wieder dieses unsägliche Wort “Führer“, dabei weiß jeder Muslimkenner, dass das nur die Übersetzung des Wortes “Imam“ ist! Dieses Wort Imam wird für Leitung und Führung in jeder Hinsicht benutzt. So wird z.B. der Vorbeter in der Moschee auch Imam genannt. Es ist doch eine unverschämte manipulatorische Art der sogenannten Journalisten, dass sie das auch in der Geschichte des Islam bedeutungsvolle Wort “Imam“ absichtlich mit dem Wort “Führer“ übersetzen, um so eine direkte Beziehung jedes Imams mit dem fürchterlichen deutschen Führer Hitler in die Gedanken der Leser einzuhämmern. Was können wir denn dafür, dass sich viele Deutsche damals von der einheitlichen Propagandapresse derart haben täuschen lassen?

Alle Beteuerungen und Hinweise auf die eigenen Seiten, dass man nicht nur selbst gesetzestreu ist, sondern zudem auch immer wieder zur Gesetzestreue aufruft, halfen nichts. Man kann einen Brief im Muslim-Markt herunterladen, der hilft, Kopftuch tragenden Mädchen die Befreiung vom Schwimmunterricht auf dem regulären Rechtsweg schriftlich zu beantragen, und das ist für Ulfkotte offensichtlich ein klarer Beweis für den Verfassungsverstoß! So einer darf nicht in den öffentlichen Dienst!

Der nächste Vorwurf ist die Erstellung einer Seite vom Islamischen Zentrum Hamburg, der ja vom Verfassungsschutz beobachtet wird, das wird er schon seit Jahrzehnten. Ja und? Ist es nicht eher sogar eine Schutzbehauptung des Bundesnachrichtendienstes gegenüber der Presse? Was ist denn Schlimmes in dieser Moschee oder von dieser Moschee aus passiert? Ist es nicht eher so, dass eine derartig friedliche Moschee, die jedes Wochenende Hunderte von Touristen besucht wird, ein Dorn im Auge dieser Journalisten ist?

Große Persönlichkeiten der Orientalistik, wie Frau Prof. Annemarie Schimmel, aber auch zahlreiche politische Gäste der Bundesrepublik aus dem Iran und Libanon haben diese wunderschöne Moschee besucht (natürlich unter Aufsicht des Verfassungsschutzes), und viele unverdächtige deutsche Hochschullehrer waren in diesem Zentrum, und haben dort vorgetragen und diskutiert; alle unter Beobachtung. Und nie wurde den Besuchern vorgeworfen, eine Moschee zu besuchen, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird.

Und dann wieder dieser Vorwurf mit den Links zu der Hizbullah und den eigenen Seiten von Imam Chamene´i als „radikaler Gegenspieler des als eher moderat geltenden iranischen Präsidenten Chatami“. Nun aber gerade dieser letztgenannte Chatami hat doch die Nutzung der modernen Kommunikationsmedien für das Islamische Zentrum Hamburg in seiner Dienstzeit als Leiter des Zentrums angeregt (als kaum jemand ihn und das Internet kannte).

Sehr bezeichnend war, wie die taz (Bremen) damals die Hizbullah in ihrem Artikel beschrieb: „... zum Internetauftritt der libanesischen Schiitenmiliz Hizbullah, die für zahlreiche Anschläge auf israelische Soldaten im damals besetzten Südlibanon verantwortlich ist.“ Nicht die Besatzungssoldaten Israels verübten einen Anschlag gegen sämtliches Völkerrecht und gegen das gesamte libanesische Volk, nein, es waren die Libanesen selbst, die auf eigenem Boden einen “Anschlag“ gegen die eingedrungenen israelischen Soldaten verübten. Weil sie damals auch noch das “unfaire“ Mittel der sogenannten Selbstmordattentate eingesetzt haben, sind sie selbstverständlich die Bösen. Israel hat fairerweise ohne eigene Opfer gemordet! Was wird da eigentlich tagtäglich auch im Fernsehen erzählt? D.h. wenn also die Hizbullah vernünftige Waffen hätte und sie die Eindringlinge mit diesen aus dem Land geworfen hätten, selber dadurch viel weniger Opfer zu beklagen gehabt hätte, wären sie also keine Terroristen? Bedeutet es, dass jemand, der keine oder nur leichte Waffen besitzt und sich mit diesen zur Wehr setzt, ein Terrorist ist, aber derjenige, der starke Waffen besitzt, kein Terrorist ist? Bedeutet dies, dass sobald sich der “Terrorist“ mit “vernünftigen“ Waffen ausrüstet, er seinen Terroristenstatus verliert?!

Das ist der Tenor in der deutschen Presse, und wer sich gegen dieses Unrecht auflehnt, wer sich gegen die Eroberungsfeldzüge Israels auch nur verbal wehrt, der gehört geächtet, aus dem öffentlichen Dienst verbannt und zum “Extremisten“ erklärt. Wenn Israel ein fremdes Land oder die wehrlose Zivilbevölkerung des Gaza-Streifens brutalst besetzt bzw. einkerkert und ermordet, dann darf man nur den Verhandlungsweg für den Rückzug höflichst erbitten. Wer etwas mehr Gerechtigkeit einfordert und zum friedlichen Boykott gegen einen Besatzer aufruft, ist ein “Islamist“, ein “Extremist“ usw. usf. ...

Auch die Links nach Münster sind selbstverständlich “verdächtig“, denn die stehen auch unter Beobachtung. Welche Moschee in Deutschland steht eigentlich derzeit nicht unter Beobachtung? Dass der Muslim-Markt zu allen deutschsprachigen Vereinen mit Internetseite Links legt und nur im Verbotsfall den Link löscht hat der Autor nicht feststellen können. Grundsätzlich gilt ganz offensichtlich praktisch auch in Deutschland nicht das öffentliche Recht und das Gesetz, das etwas erlaubt oder verbietet, sondern es gilt das Recht, welches die Presse vorgibt. Wenn die Presse sagt, bestimmte Links darf man nicht legen, dann hat das so zu sein, sonst wird man fertiggemacht: Legislative, Exekutive und Judikative in einer Hand, die von niemandem gewählt wurde; und eine Verteidigung des Angeklagten ist nicht nötig! Das ist wenigstens ein übersichtliches System[2].

Der Angeklagte ist ohnehin eines weiteren grausamen Verbrechens schuldig (sozusagen vorbestraft): Denn er hat unmittelbar nach dem 11. September einen Brief an den Bundeskanzler geschrieben und dazu aufgefordert, deutsche Soldaten nicht an dem Rachefeldzug der USA zu beteiligen. Das dürfte ausreichen, sein extremistisches Verhalten zu untermauern. Hat er eigentlich ein Alibi für die Zeit des 11. September und das Jahr davor?

Der Weser Kurier schrieb in seinem Artikel als letzten Satz: "Im Übrigen distanziere er sich ja schließlich auch auf seinen Internetseiten von Gewalt". Das aber genügt keinesfalls. Auch dass wir mehr als deutlich die Rechtstreue von den Muslimen einforderten, war nicht ausreichend (siehe gesondertes Kapitel zum Thema). Erst wenn man alles unterlässt, was der israelischen Besatzungspolitik jeglichen “Schaden“ zufügt, erst wenn wir die Palästina-Spezial-Seiten im Muslim-Markt schließen würden, erst dann würde man uns zumindest teilweise schreiben lassen. Zwar bleibt dann noch der extremistische Vorwurf mit dem Kopftuchbrief, aber da ist man sicherlich zu Kompromissen bereit.

Herr Ulfkotte muss überhaupt ganz offensichtlich nicht hinreichend recherchiert haben, denn mehrfach fragte er am Telefon danach, ob ich mich zu Imam Chamene´i bekenne (ein weiteres vermeintliches Verbrechen). Wenn er auch nur einmal in irgendeiner Suchmaschine meinen Namen und “Imam Chamene´i“ eingeben hätte, dann wäre er bei einem inzwischen uralten Buch gelandet, das ich vor langer Zeit über meinen Imam geschrieben habe und das in jedem deutschen Buchhandel bestellbar ist. Darüber hinaus gibt es sowohl vom Islamischen Weg e.V. als auch vom Muslim-Markt Links zur ungekürzten online-Version! Eitle Rache macht aber scheinbar blind!

Allerdings kennt sich Herr Ulfkotte sehr gut mit den Manipulationen der Medien aus, ist er doch der Autor des Buches “So lügen Journalisten. Der Kampf um Quoten und Auflagen“, erschienen im Goldmann-Verlag, der unter Muslimen gemäß Ansicht der vieler Muslime für eine besonders manipulatorische Qur´an-Übersetzung bekannt ist.

In Ländern ohne Meinungsfreiheit kann man sich jetzt ins Fäustchen lachen. Wer sollte jetzt der Presse in den Ländern etwas vorwerfen können, wenn die dortige Presse gegen Mitarbeiter im öffentlichen Dienst vorgeht, die im Privatleben für den Westen werben?

Nach und nach erfuhren wir, dass gleich in mehreren Rundfunksendern über den Fall berichtet worden sein soll, deren Inhalt wir allerdings nicht prüfen konnten.

Eine Woche nach dem ersten Bericht in der FAZ (also am Fr. 23.8.2002) erschien im Delmenhorster Kreisblatt ein zweiter Bericht zu dem Fall. Tatsächlich durfte ich damals zum zweiten Mal auf freiwilliger Basis bei der örtlichen Polizei vorsprechen. In einem sehr ausführlichen Gespräch wurde deutlich, dass jener Beamter Meyer, den wir ja schon kannten, die Aufgabe erhalten hatte, sämtliche veröffentlichte Seiten des Muslim-Markt zu sichern (speichern) und zu analysieren. Mit seiner damals sehr langsamen Internetanbindung hätte er wohl Monate an der Arbeit gesessen. So stellte ich ihm eine CD mit allen Seiten zur Verfügung sowie einen Ordner mit allen relevanten Ausdrucken, die er dann nur noch auf den Wahrheitsgehalt zu prüfen brauchte. Bei allen Gesprächen mit den örtlichen Beamten – und das sei hier ausdrücklich erwähnt – hatte ich immer das Gefühl, respektvoll behandelt zu werden, und den Beamten war es sicherlich auch unangenehm, einen Bürger, nur weil er praktizierender Muslim ist, öfter ins Präsidium zu bitten als einen Kriminellen, aber die Beamten mussten halt ihre Pflicht erfüllen, und der Auftraggeber war dieses Mal indirekt die FAZ; welch eine Macht für die “freie“ Presse?! So lernte der Polizist Meyer unsere Hilfsbereitschaft kennen, die später noch zum Tragen kommen sollte.

Bei aller Überraschung über die Geschehnisse scheint zunächst die Tatsache, dass Herr Ulfkotte über eine e-Mail verfügte, die ich vor damals sage und schreibe sieben Jahren von der Universität aus verschickt haben soll, als sehr erstaunlich. Ausgerechnet auf diesen einzigen substantiellen Vorwurf (selbst wenn der Sachverhalt sieben Jahre zurückliegt) konnte ich nicht reagieren, da ich die e-Mail nicht mehr kannte (wer bewahrt schon private e-Mails sieben Jahre lang auf?).

Nachdem sich die Wogen der Presse etwas gelegt hatten, kam ein Glaubensbruder auf die Idee, eine einfache Internetrecherche durchzuführen und siehe da, er stieß auf die e-Mail in einer Seite mit dem Titel:

Internet as tool to get closer to Imam Zaman's deputy (Internet als Werkzeug, um näher an den Vertreter des Imams der Zeit[3] zu gelangen).

Und tatsächlich, dort stand die besagte e-Mail. Es handelte sich um eine e-Mail, die man an einen Verteiler schickte, der es dann an alle Abonnenten weiterleitete. Damals funktionierten Diskussionsforen mit diesen Newslettern.

Mit der obigen erwähnten e-Mail meines Bruders wurde die Grundidee für die späteren Webseiten www.khamenei.de und www.islam-pure.de entworfen. Zweifelsohne war es sein Fehler, in der e-Mailing-Gruppe von dem Uni-Rechner aus mitzuposten und zudem die automatisch generierte Absenderangabe nicht zu unterdrücken, doch damals hatten die Allermeisten noch keinen privaten Zugang zum Internet. Dennoch, es war ein Fehler, der für andere Glaubensgeschwister hilfreich und lehrreich sein kann, einen beruflichen Mailer niemals für private Zwecke zu nutzen, selbst wenn alle anderen das auch tun!

Wenn aber der Inhalt einer solchen sieben Jahre alten e-Mail genügt, um auf die erste Seite der FAZ zu gelangen und Imam Chamene´i in Verbindung mit dem öffentlichen Dienst in Deutschland zu stellen, dann stellt sich wirklich die Frage, welch ein Hass im Herzen so mancher Journalisten gegen den Islam und gegen so viele Muslime brennen muss. Welche Einstellung Herr Ulfkotte gegenüber dem Islam hatte, verdeutlichte er später selbst durch seine eigenen Veröffentlichungen. Der FAZ-Artikel sollte aber auch noch ein politisches Nachspiel haben.

[1] Dieser Name wird je nach lateinischer Schreibweise als „Chamene’i“ oder Khamene’i“ wiedergegeben.

[2] Gott sei Dank, ist es in Deutschland noch nicht so weit, aber die Gefahr dazu ist kaum zu übersehen.

[3] “Imam der Zeit“ ist die Bezeichnung für den zwölften Imam, der Erlöser auf dessen Erscheinen bzw. Rückkehr die Muslime glauben.

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