Modernisierung ist:
Die Veränderung der Tradition, um die Umstellung des
materiellen Verbrauchs von alt auf neu, weil das Alte von den
Verbrauchern selbst produziert wurde, und das Neue von den
Maschinen des 18.-20. Jahrhunderts.
So mussten alle Nicht-Europäer modernisiert werden. Um sie
zu modernisieren, musste man zuerst ihre Religion bekämpfen,
denn durch die Religion empfindet jede Gesellschaft ihre
eigene Identität. Die Religion ist die Summe der geistigen
Werte, von denen sich jeder Mensch abhängig fühlt. Wenn diese
geistigen Werte zerschlagen, zerstört oder verschmäht werden,
wird in der Tat der von diesen Werten abhängige Menschen
ebenfalls zerstört und verschmäht. Daher kam im Orient, in
Asien und Afrika die Bewegung gegen den Fanatismus durch die
örtlichen Intellektuellen zustande. Europa wollte den
Nicht-Europäer zum Sklaven der Maschine machen, sagte Fanon.
Kann man einen Menschen, eine Gesellschaft zum Sklaven der
Maschine oder zum Sklaven eines bestimmten europäischen
Produktes machen, bevor man ihm bzw. ihr die Identität
genommen hat? Die Identität muss also zuerst bekämpft werden.
Religion, Geschichte, Kultur als Summe der geistigen Werte
der Gedanken und des künstlerischen und literarischen
Schaffens geben einer Gesellschaft ihre Identität. Sie müssen
alle zerstört werden.
Ich hätte im 19. Jahrhundert als Iraner empfunden, dass ich
einer großen Zivilisation vom 4.-8. Jahrhundert der
islamischen Zeitrechnung angehöre, die in der Welt ohne
Beispiel war und die ganze Welt beeinflusst hat. Ich hätte
empfunden, dass ich einer Kultur angehöre, die 2000 Jahre alt
ist, die in verschiedenen Formen geistige Werte, neue
Literatur, neue Kunst in der Welt geschaffen hat. Ich hätte
empfunden, dass ich einem Islam angehöre, der die höchste,
neueste und die weltumfassende Religion ist, die so viele
geistige Werte geschaffen, so viele Zivilisationen in sich
aufgenommen und eine große Zivilisation zustande gebracht hat.
Ich hätte empfunden, dass ich einem Islam angehöre, der die
reinsten Seelen und die wertvollsten humanen Gestalten
hervorgebracht hat. Ich hätte dann den Mensch vor der Welt und
vor jedem Anderen meine menschliche Identität fühlen können.
Wie hätte man denn einen wie mich zu einem Werkzeug umwandeln
können, dessen Werte nur darin bestünde, moderne Waren zu
verbrauchen? Man musste ihm die Persönlichkeit, die Identität
nehmen. Er musste sich des ganzen Ich, das er in sich fühlt,
entledigen. Man musste ihn dazu zwingen zu glauben, dass er
der niedrigeren Zivilisation, Kultur und Ordnung angehöre. Er
muss glauben, dass die westliche Zivilisation und Rasse höher
sind. Afrika muss glauben, dass der Afrikaner barbarisch ist,
damit die Versuchung zur Erlangung der Zivilisation in ihm
erweckt wird, so dass er sein Schicksal den Europäern
bedingungslos anvertraut, damit er zivilisiert werde; er wird
sich dann nicht mehr bewusst, dass er statt dessen
modernisiert wurde. Aus diesem Grunde sehen wir,
dass der Afrikaner im 18. und 19. Jahrhundert als Kannibale
bezeichnet wird. Er hatte seit Jahrhunderten mit der
islamischen Zivilisation zu tun und wurde niemals als
Kannibale bekannt, hat einen besonderen Geruch, eine besondere Rasse,
die grauen Gehirnzellen funktionieren nicht mehr, die
Erbfaktoren in den Gehirnzellen des Orientalen und des
Afrikaners sind unzulänglich.
Die Mediziner und Biologen haben „bewiesen“, dass das
Gehirn des Europäers eine zusätzliche graue Schicht habe, die
seinen Verstand und sein Gefühl beeinflusse, die jedoch beim
Orientalen und Schwarzen fehle. Die Gehirnzelle des westlichen
Menschen habe einen Zusatz, der sein Genie und Denkvermögen
steigere, welcher einem Orientalen fehle. So entsteht eine
neue Kultur, die auf der Überlegenheit des Westens und seiner
Zivilisation und Menschen basiert.
Dann wird uns und der übrigen Welt eingeredet, dass der
Europäer größere rationale und technische Fähigkeiten besitze,
dagegen der Orientale in gefühlsmäßigen und übersinnlichen
Dingen begabter sei; der Schwarze tauge nur zum Tanzen,
Spielen, Musizieren und zur Bildhauerei.