Gedichte im Islam
Vereinigung

von Yahya Kemal Beyatli übersetzt von Prof. Annemarie Schimmel

Die an der Liebsten Brust in Schlummer sinken,
Einswerdend alles Glück des Lebens trinken,
Die Zeit für Nacht endloser Freude halten,
Sehn nicht am Himmel Frührot sich entfalten;
Urew‘gen Liebeshag im Traum sie sehen,
Wo Lenz nur herrscht, die Winde anders wehen.
In Lust hört man vom Sprosser Klagen nimmer,
Nie welkt die Rose, bleicht des Mondes Schimmer.
Stets, jedem Aug, ist blau das Himmelszelt,
Gleich Arm und Reich in dieser Himmelswelt
Im Traumesteich erfrischt die Lieb sich, wie
Man lauscht, fast endlos, Sprmgbrunns Melodie.

Lebt ein Herz einmal nur in diesem Hag,
Da ihr Arm ihn umschlang, sie bei ihm lag,
In ihres Haares Duft versunken auch -
Des Liebens Zauber spürt er jeden Hauch;
Ein Sein, als wär‘n rings Sterne aufgegangen,
Die Augen sind von Wundern rings umfangen,
Vom längsten Kuss nicht satt, durstend beim Küssen:
Der Lippen Salz macht, dass sie dürsten müssen!
Dies Salz ist‘s, das euch Schöpferkraft verleiht,
Geheimnisvoll, da etwas Gott ihr seid.

Die hier im Garten weilen, rosenschwer,
Durch welchen Zufall kamen sie, woher?
In Tagen, da sie Liebe treibt - vom Ort
Trägt sturmgleich eine Leidenschaft sie fort!
Ihr Weg - des Lebens lichtgeschaffne Bahn!
Welch himmlisch Rennen eines Nachts hebt an!
Verhängten Zügels, vierspann, nahn zwei Seelen
Der Sphäre, um ein weitres Ziel zu wählen;
In diesem Sieg erglänzen die Gesichter,
Der Himmel rings schmückt strahlend sich, voll Lichter.

Die an der Liebsten Brust in Schlummer sanken,
In jenem Himmel alle Seinslust tranken,
In jener Zeit vergaßen sie die Welt .
- Versäumte Zeit, grausame Stunde gellt! -
Wenn sie aus süßem Schlaf einmal erwacht,
Ist überall nur Kerker, rings nur Nacht.
Unheil, in solcher Welt erwachen, Plage,
Erstickt von Trennung brennen, Tag um Tage.
O Glück! Dies Dunkel ist als Tod noch schlimmer!
O Liebe! Dein sind jene Herzen immer!
Vereinung! O verzaubre hebend Paare!
Himmlische, süße Nacht! O währe Jahre!

 

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