Gedichte im Islam
Aus dem Sinn von Muhammad Schams ad-Din (Hafiz), übersetzt von Friedrich Rückert.

Die Stadt ist voll von Zarten:
Wohin ich blick, es lacht:
Kommt, Freunde, Schönheitsmarkt ist,
wenn ihr Geschäfte macht.

Nie sah der Zeiten Auge
so frisches, junges Blut,
Nie fiel in eines Hände
ein Bild so wohlgemacht.

Wer hat gesehn ein Auge,
das Gott aus Geist geschaffen?
Kein Erdenstäubchen drücke
den Saum dir, Himmelspracht!

Was scheuchst du von dir einen
zerbrochnen Mann wie mich,
Der höchstens an ein Küssen
und ein Umfahn gedacht?

Der Wein ist lauter, eil dich
die Zeit ist kostbar, heil dich:
Wer weiß, ob künft'ges Jahr ihm
der Frühling neu erwacht!

Im Garten Tulp' und Rose
stehn Trautgesellen gleich,
Die alle Becher halten
für Liebchen ausgebracht.

Dies Rätsel, o wie lös ich's,
Geheimnis, wie entblöß ich's –
O Wehen, schwere Wehen –
o Schlachten, harte Schlacht!

Von Hafis jedes Härchen
in Händchen eines Liebchens:
Schwer ist es Posto halten
auf solcher Lagerwacht!

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de