Gedichte im Islam
Schönheit

von Muhammad Schams ad-Din (Hafiz) aus seinen Ghaselen, übersetzt von Friedrich von Bodenstedt 1877

Weißt Du, was Glück ist? Sich an Schönheit zu weiden
Und um Hoheitsgespäng' keinen König zu neiden.
Leicht ist Verneinung des Lebens, doch schwer ist
Von lebensverschönender Liebe zu scheiden.

Wie die Knospe will ich im Garten der Freude
Springend des guten Rufs mich entkleiden –
Will, wie der West, geheim flüstern mit Blumen,
Hören der Nachtigall Lieben und Leiden.

Küss' die Lippen der Schönheit, so lange sie blühen,
Wenn sie verwelkt sind, ist's Zeit sie zu meiden.
Wie ein Haus ist das Leben, mit Eingang und Ausgang,
Aber zurück führt kein Pfad zu den beiden.
Gab Schah Mansúr Dir nicht diesen Gedanken?
Hafis, gesteh's nur, erkenntlich, bescheiden!

 

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