Gedichte im Islam

Trost

von Muhammad Schams ad-Din (Hafiz) aus seinen Ghaselen, übersetzt von Friedrich von Bodenstedt 1877

Jetzt da wie Paradieses Hauch
die Luft vom Garten mich umfächelt,
Freu' ich des Weins mich, da mir auch
der Liebsten Auge wieder lächelt.

Der ärmste Bettler in der Welt
steht heute keinem König nach:
Der Wolke Schatten ist sein Zelt,
der Saatenrain sein Prunkgemach.

Die grüne Flur erzählt vom Fest
des Frühlings wunderholde Mähren –
Ein Tor, wer Sich'res fahren lässt,
nun blos von Hoffnung sich zu nähren.

Erbaue Dich am Weine, Freund, -
wirst Du der Moderwelt zum Raube,
So backt sie Ziegelsteine, Freund
nach Deinem Tod aus Deinem Staube.

Zähl' auf des Feindes Treue nicht:
nie wird's in Deinem Kopfe helle,
Suchst Du bei einem Kirchenlicht
Erleuchtung Deiner Klausnerzelle.

Und droh' mir nicht mit ewigem Fluch,
weil ich's ein wenig bunt getrieben:
Wer weiß denn, was im Schicksalsbuch
und auf der Stirn uns steht geschrieben?

O, lenk nicht von Hafisens Grab
die Schritte: ob sich's auch erwiese,
Dass er voll Sünden sank hinab:
er geht doch ein zum Paradiese!

 

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