Gedichte im Islam
Viele Tausend Mühe von Muhammad Schams ad-Din (Hafiz), übersetzt von Friedrich Rückert.

Viel Tausend Mühe mir gab ich,
dass mein Verlangen du seiest,
Mir Herzenswunschesgewährung
für Herzverlangen du seiest,

Ein Stündchen nur in die Zelle
des Leibesgrames du kommest,
Ein Nächtchen nur, mich zu trösten,
mein Herzumfangen du seiest,

Die Kerze liebenden Aug's in
durchwachten Nächten du werdest,
Ein Hoffnungsmond des Gemütes
mir aufgegangen du seiest:

Was vom Rubine, des Liebreiz
mich herzensblutig gemacht hat,
Ich klage – dass mir da hilfreich
zum Trostverlangen du seiest!

Da, wo die Fürsten der Anmut
bei ihren Dienern sich brüsten,
Dass mein Gebieter da liebreich
und unbefangen du seiest.

Im Gartenbeet, wo die Götzen
die Händ' Anbetender fassen,
Wenn vor die Hand es dir käme,
dass mein Lustprangen du seiest.

Den Hirsch des Himmels, die Sonne,
gedenk ich mager zu hetzen,
Wenn es mir glücket, dass einst mir,
o Reh, gefangen du seiest.

Drei Küsse, die auf zwei Lippen
du angewiesen mir hast, wenn
Du sie nicht zahlest, so wisse,
dass schuldgefangen du seiest.

O soll ich jemals erleben
den Wunsch, dass nächtlicherweile
Anstatt der rinnenden Träne
auf meiner Wange du seiest?

Ob ich der Hafis der Stadt bin,
mir selber gelt ich kein Körnlein,
Bis du geruhet aus Großmut,
dass mein Verlangen du seiest.

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de