Gedichte im Islam
Ich hab mein Lieb verlassen

von Ibn Hazm al-Andalusi aus dem Buch "Halsband der Taube", übersetzt von Max Weisweiler (1941)

Ich hab mein Lieb verlassen;
Doch trieb nicht Hass mich fort.'
Wie seltsam, ein Verliebter,
er meidet Liebchens Ort!

Allein mein Auge konnte
Nicht schaun das Angesicht
Des jugendschönen Rehes,
Das mir die Treue bricht.

Denn selbst der Tod schmeckt süßer
Als Lieb, die offen steht
Für jeden, der des Weges
Zur Quelle kommt und geht.

In meinem Herzen lodert
Das Feuer hoch hinan.
Ein Ungeduld'ger, seltsam,
Der sich gedulden kann!

Gott hat ja dem Gefangnen
Gestattet im Islam,
Vor jenem sich hüten,
Der ihn gefangen nahm:

Er gab in Todesnöten
Ihm sein Bekenntnis frei,
Sodass der gläub'ge Muslim
Dir wie ein Ketzer sei.

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de