Gedichte im Islam
Der Schakal, der sich als Pfau aufspielte

von Dschalaleddin Rumi

Zum Färberfass begab sich ein Schakal
und blieb im Fass ein Stündchen allzumal.
Als er herauskam, war sein Fell ganz bunt.
«Ich bin des Paradieses Pfau!» rief er.
Das bunte Fell erglänzte so recht schön,
als auf die Farben dann die Sonne schien.
Er sah sich rot und gelb und grün und blau,
und stellte den Schakalen sich zur Schau.
Sie sagten: «Was, Schakalchen, ist denn das?
Wer hat dich denn so farbenfroh gemacht?»
Und einer kam und fragte: «Sag nun an.
Betrügst du uns denn? Bist du herzensfroh?
Betrügst du uns, die Kanzel zu besteigen,
mit deinen Worten Menschen zu entzücken?
Du hast so sehr gestrebt - bist du erglüht?
Bist schamlos du, so dass du uns getäuscht?»

Die Glut ist für die Heil'gen und Propheten -
Schamlosigkeit kommt von Verlogenheit.
Sie tun so fromm, um Leute anzuziehen,
«Wir sind so nett!»- doch innen sind sie scheußlich.

Doch heimlich kam der farbige Schakal
und sprach ins Ohr dem Tadler ganz verstohlen:
«Nun sieh doch mich und meine Farbe an —
so ein Idol wie mich sah noch kein Mann!
Hab hundert Farben, wie ein Rosengarten,
wirf nieder dich vor mir, lass mich nicht warten!
Blick auf den Glanz, die Farbe und den Lüster.
Nenn <Stolz der Welt> mich, nenn mich <Glaubens-Pfeiler>.
In mir glänzt Gottes Huldlicht leuchtend auf,
ward Kommentar des Gottesglanzes ich!
Schakale, nennt mich nun nicht mehr Schakal,
wann war so wunderschön je ein Schakal?»
Ihn zu umschwärmen kamen da die Rotten
Schakale, so, wie um die Kerzen Motten.
«Sag an, Juwel, wie nennen wir dich nun?»
Er sagte: « Pfau, gleich Jupitern, wird‘s tun.»

Da sagten sie zu ihm: «Der Seele Pfauen
erschimmern in des Rosenhages Auen.
Erscheinst du so?» Er sagte: «Nein, ich ging
nicht durch die Wüste, Mina zu erreichen.»
«Schreist du wie Pfauen? Hier wird die Geschichte eines Mannes eingeflochten,
der sich jeden Morgen den Schnurrbart mit Fett
bestrich, damit die Leute denken sollten, er äße stets fettes Fleisch.

Doch heimlich kam der farbige Schakal
und sprach ins Ohr dem Tadler ganz verstohlen:
«Nun sieh doch mich und meine Farbe an —
so ein Idol wie mich sah noch kein Mann!
Hab hundert Farben, wie ein Rosengarten,
wirf nieder dich vor mir, lass mich nicht warten!
Blick auf den Glanz, die Farbe und den Lüster.
Nenn <Stolz der Welt‘ mich,
nenn mich <Glaubens-Pfeiler‘.
In mir glänzt Gottes Huldlicht leuchtend auf,
ward Kommentar des Gottesglanzes ich!
Schakale, nennt mich nun nicht mehr Schakal,
wann war so wunderschön je ein Schakal?»
Ihn zu umschwärmen kamen da die Rotten
Schakale, so, wie um die Kerzen Motten.
«Sag an, Juwel, wie nennen wir dich nun?»
Er sagte: « Pfau, gleich Jupitern, wird‘s tun.»

Da sagten sie zu ihm: «Der Seele Pfauen
erschimmern in des Rosenhages Auen.
Erscheinst du so?» Er sagte: «Nein, ich ging
nicht durch die Wüste, Mina zu erreichen.»
«Schreist du wie Pfauen?»«Nein», sprach er, «o nein.»
«Dann bist kein Pfau du, und du gibst nur an.
Vorn Himmel kommt das Ehrenkleid der Pfauen;
Wie könntest du auf Prätensionen bauen?»
Wie Pharao den Bart mit Gold sich schmückte.
aus Eselei sich über Jesus nickte,
so war auch der Schakal ins Fass gefallen
von Geld und Reichtum, und von hohem Rang...
Wer dieses Gold, den Rang sah. beugte sich.
und er genoss den Kotau der Betörten.
Der Bettler im zerrissnen Rock war trunken
vom Staunen und Bewunderung der Leute.
Gold ist wie eine Schlange voller Gift;
der Leute Unterwürfigkeit: ein Drache.
Oh Pharao, gib dir nicht falsche Ehre,
bist ein Schakal, so tu nicht so wie Pfauen:
Wenn du dich unter jenen Pfauen zeigst,
kannst du nicht leuchten und wirst ganz entehrt.
Aaron und Moses waren gleich den Pfauen.
sie schlugen dir den Flügelglanz aufs Antlitz.
sie zeigten deine Hässlichkeit und Schande.
Kopfüber fielst du da von deiner Höhe!
Am Prüfstein wardst du schwarz wie falsches Gold -
die Form des Löwen schwand - es blieb ein Hund.
Du Köter, ganz verdreckt von Wunsch und Gier,
leg nicht ein Löwenfell um dich allhier!
Dich testet das Gebrüll aus Löwen-Mund -
der Form nach bist du Leu - der Art nach «Hund».

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