Gedichte im Islam
Die Klage des Derwischs

von Dschalaleddin Rumi

 

Ein frecher Derwisch sah einst in Herat,
Wie eines Großen Diener vor ihn trat.
Mit goldnem Gürtel und mit Seidenflor -
Da hob den Blick zum Himmel er empor:
«O Gott, willst Du von diesem Mann der Welt
Nicht lernen nun, wie man sich Diener hält?
Und lernen, wie man kleidet sie und nährt.
Von diesem Fürsten, unserm .Meister wert?»
Denn er war hilflos und war arm und nackt
Und zitterte, von Kälte hart gepackt:
Ganz außer sich vergaß er seine Sitte,
Er wurde frech aus seines Elends Mitte.
Auf tausend Gaben hatte er gebaut:
Die Wissenden sind eng mit Gott vertraut.
Des Schahs Vertrauter darf wohl Frechheit wagen:
Du aber darfst nicht solche Worte sagen.
Gott gab den Leib, der besser als das Kleid,
Der Fürst schenkt Kronen- Er das Haupt verleiht.

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