kollektive Verpflichtung
kollektive Verpflichtung [wadschib-ul-kifai]

Aussprache: al-waadschib alkiyaaiy
arabisch:
الواجب الكفائي
persisch:
واجبِ کفایی
englisch:
Collective obligation

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Eine kollektive Verpflichtung [wadschib-ul-kifai] ist ein zentraler Begriff in der Islamischen Rechtswissenschaft [fiqh], der das Verhältnis zwischen individueller Verantwortung und gesellschaftlicher Solidarität ausdrückt.

Sie betrifft Handlungen, die die Gemeinschaft als Ganzes verpflichtet ist zu erfüllen, aber nicht jedes Individuum einzeln.

Die kollektive Verpflichtung [wadschib-ul-kifai] ist eine Handlung, deren Erfüllung von ALLAH für die Gemeinschaft als religiöse Verpflichtung [wadschib] festgelegt ist. Falls einige sie ausführen, entfällt die religiöse Verpflichtung [wadschib] von den übrigen. Falls sie aber von allen unterlassen wird, sind alle schuldig. Diese Art der religiösen Verpflichtung gründet auf mehreren Versen des Heiligen Quran und Überlieferungen [hadith], die das Prinzip der gegenseitigen Verantwortung betonen.

Somit ist die kollektive Verpflichtung [wadschib-ul-kifai] eine religiöse Verpflichtung [wadschib], die allen Muslimen als Gemeinschaft obliegt, obwohl zur Erfüllung nur einige benötigt werden. Wird jene Verpflichtung von einigen erfüllt, sind alle anderen von der Verpflichtung befreit. Wird sie von niemandem erfüllt, so bleiben alle betroffenen Muslime oder jene, die dazu fähig gewesen wären, die Verpflichtung schuldig.

Typische Beispiele für eine kollektive Pflicht sind

bulletDie rituelle Vollkörperreinigung des Verstorbenen und dessen Bestattung mit dem Ritualgebet für Verstorbene: Wenn einige die rituelle Vollkörperreinigung des Verstorbenen ausführen und das Ritualgebet für Verstorbene verrichten, sind alle anderen befreit.
bulletErwerb religiösen Wissens: Wenn genügend Gelehrte [faqih] existieren, ist die Pflicht für andere aufgehoben.
bulletBehandlung der Kranken

Das islamische Recht [scharia] geht davon aus, dass die Islamische Weltgemeinschaft [umma] eine organische Einheit bilden sollte. Wenn also ein Teil der Gemeinschaft eine Pflicht erfüllt, gilt sie als durch die Gemeinschaft verwirklicht. Das drückt das Konzept der kollektiven Solidarität aus:

وَتَعَاوَنُوا عَلَى الْبِرِّ وَالتَّقْوَىٰ
„Helft einander in Güte und Gottesehrfurcht.“ (5:2)

In den Rechtsschulen gibt es bei diesem Thema keine Unterschiede. Die pirituelle und gesellschaftliche Bedeutung liegt unter anderem in der Erziehung zur Gemeinschaftsverantwortung, so dass ein Gleichgewicht zwischen Eigenpflicht und sozialer Verantwortung aufgebaut wird. Zudem soll die Arbeitsteilung in der Gesellschaft gefördert werden. Dadurch wird sicher gestellt, dass die Erfüllung wichtiger Aufgaben immer gewährleistet ist.

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