Aussprache:
arabisch: يوليوس رويتر
persisch: پاول یولیوس رویتر
englisch: Paul Reuter

21.7.1816 - 25.2.1899 n.Chr.

Gemälde 1869 n.Chr.

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Paul Julius Reuter war als deutscher Unternehmer Gründer der Nachrichtenagentur „Reuters Telegraphic Comp. Incorporated“, die später unter dem Kürzel "Reuters" weltweit die Nachrichten dominiert hat.

Er wurde am 21. Juli 1816 in Kassel als Israel Beer Josaphat geboren. Sein Vater war der aus Witzenhausen stammende jüdische Händler und Rabbiner Samuel Levi Josaphat und seine Mutter war Frau Betty, geborene Sanders. Nach einer kaufmännischen Lehre wurde er Bankkaufmann.

1840 zog Josaphat nach Berlin. Offenbar um die Bürgerrechte zu erhalten konvertierte er 1845 in London zum Christentum und ließ sich in der deutsch-lutherischen St. George’s Church taufen. Er nahm den Namen Paul Julius Reuter an. Im selben Jahr heiratete er die Bankierstochter Ida Maria Magnus, die ebenfalls aus jüdischem Haus stammte, die zum Christentum konvertiert waren, um die Bürgerrechte zu erhalten. Seine Frau war Tochter aus dem Bankhaus F. Mart. Magnus.

1847 kaufte er sich in Berlin in ein etabliertes Verlagshaus ein und gründete mit dem jüdischen Inhaber Joseph A. Stargardt das Verlagshaus mit Buchhandlung Reuter und Stargardt. Da sie mit ihren politischen Schriften Probleme mit der Preußischen Geheimpolizei bekamen, flohne sie nach Paris. Dort arbeitet er als Übersetzer.

Während sich die Telegrafie entwickelte, gründete Reuter 1850 eine Nachrichtenagentur in Aachen. Die Nachrichten wurden zwischen Brüssel und Aachen zunächst mit Brieftauben übertragen, zumal Brieftauben viel schneller waren als die Postkutsche. Im Jahre 1851 wurden die Nachrichtenübermittlung durch eine Telegrafenlinie umgesetzt. Der Zeitvorsprung seiner Nachrichtenübermittlung führte zu seinem Aufstieg, wobei er nach und nach mit der Entwicklung der Telegrafie immer mehr Verbindungen aufbauen konnte.

Anfang der 1870er Jahre verfügte er mit seiner Aktiengesellschaft Reuters Telegraphic Comp. Incorporated über ein Nachrichtenmonopol, was zu einem erheblichen Reichtum und viel Macht führte. 1871 wurde er von Herzog Ernst II. zu Sachsen-Coburg und Gotha in den erblichen Adelsstand eines Freiherrn erhoben. Zwei Jahrzehnte später erhielt er von der britischen Königin Victoria den Titel eines Barons.

Auch in der muslimischen Welt konnte er als Vorbereitung für den britischen Kolonialismus Fuß fassen. Im Jahr 1872 erkaufte er von Nasruddin Schah eine Konzession zur wirtschaftlichen Ausbeutung des Iran, die das exklusive Recht zum Bau aller Eisenbahnen und Dämme, zur Regulierung von Flüssen für die landwirtschaftliche Nutzung und zur Ausbeutung der Bodenschätze (mit Ausnahme der Gold- und Silberminen) einschloss. Reuter erhielt zudem eine Konzession zur Errichtung von Banken. Allerdings war Reuter nicht bereit, die versprochene Summe zu zahlen und hielt Nasruddin Schah hin. Die Konzession wurde 1873  widerrufen, offizielle wegen des Protests Russlands. Die für Reuter wichtigste Konzession zur Gründung der Imperial Bank of Persia, die auch die Ausgabe persischer Banknoten bis zur Gründung einer iranischen Zentralbank übernahm, behielt er allerdings. Er druckte die ersten Banknoten des Iran.