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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Ruqya, auch bekannt als islamische Heilungshilfe, sind
eigentlich eine Art Heilgebet, wobei durch
Rezitation [qira'a] bestimmter
Verse
aus dem
Heiligen Quran bestimmte Heilungswirkungen erhofft werden.
Die Praxis ist als "al-'Azm" [العزم]
oder "Ruqya" [رقية] bekannt, und
Personen, die sie durchführen, werden als "Raqi" [راقي]
bezeichnet. Zumeist stellt der Raqi einen körperlichen Kontakt
zu der kranken Person her, wobei er die Regeln für nicht
Mahram-Verwandte beachten muss.
Das arabische Wort Ruqya [رقية] leitet sich vom Wurzelwort
"raqa"[رقي] ab, das mehrere Bedeutungen haben kann, darunter
"aufsteigen", "erhöhen" oder "subtil sein". Im heilender
Gebete kann der Wortstamm auf Konzepte wie "spirituelle
Reinigung" oder "Erhebung" hinweisen, da die Praxis darauf
abzielt, die betroffene Person von Schaden oder bösen
Einflüssen zu reinigen oder zu schützen.
Diese Praxis basiert auf dem
Glauben, dass bestimmte
Verse
aus dem
Heiligen Quran oder
Bittgebete durch
Gnade
ALLAHs die Kraft haben, Schutz und Heilung zu bieten wie
z.B. die
Schutzsuren. Da viele
Muslime die Originalaussprache nicht beherrschen, laden
sie einen kundigen
Rezitator ein.
Diese Form der Unterstützung eines Heilungsprozesses gibt
es sowohl in den Quellen der
Sunniten als auch bei
Schiiten. Zumeist handelt es sich um eine Behandlung
medizinischer oder metaphysischer Probleme.
Was einst gängige Praxis war, ist heutzutage eher in Verruf
geraten durch merkwürdige
unzulässige Hinzufügungen [bida], wobei die in der Praxis
verwendeten Ruqya-Techniken manchmal weit über die
Rezitation [qira'a] des
Heiligen Quran hinausgehen und eine mit finanziellen
Interessen ausgeübte Praxis, bei der der
Islam
oft missbraucht wird. Das soll zur Vertreibung von
Dschinn aus einer besessenen Person dienen. Allerdings
widerspricht die Grundannahme, dass ein
Mensch
von
Dschinn befreit werden müsste, den Fähigkeiten der
Dschinn und dem
Sinn des Lebens.
Da im
Islam
die Geisteswesen namens
Dschinn nicht die Fähigkeit besitzen, eine Person zu
überwältigen, handelt es sich bei dieser Praxis zumeist um
Gaunerei mit finanziellen Interessen. Daher wird Ruqya
fälschlicherweise auch als islamischer Exorzismus beschrieben.
Muslime die auf Basis von Unwissen daran glauben, dass
jemand sie willkürlich durch Hexerei, Zauberei, Magie und
ähnliches manipulieren könnte, sind leichte Opfer solcher
Gaunerei.
Auf Basis von später frei erfundenen
Überlieferungen [hadith] wird manchen
Dschinn sogar die Fähigkeit zugesprochen,
Geschlechtsverkehr mit
Menschen haben zu können und diese vergewaltigen zu
können. Im Gegenzug sollen
Menschen
Dschinn versehentlich töten können, wofür sich die
Verwandten dann rächen würden.
Solche Behauptungen und solch ein Aberglaube sprengen die
Grundlagen des
Islam
bei Weitem, können sich aber in bildungsfernen Schichten
halten. Darauf bauen auch viele Vorurteile gegen
Muslime auf, zumal diese von den
Islam
hassenden Vertretern des
Orientalismus geschürt werden.
Die Befürworter einer möglichen Überwältigungsthese des
Menschen durch die
Dschinn beziehen sich oft auf den
Heiligen Quran (2:275), in dem es heißt, dass diejenigen,
die
Wucherzins [riba] verschlingen so sind, wie jemand, der
vom
Teufel [schaitan] berührt worden ist. Die Interpretation,
dass damit gemeint sei, dass
Dschinn in
Menschen strömen können, geht vor allem auf
Ibn Taimiyya zurück.