Vertrauenspfand
Vertrauenspfand [amana]

Aussprache: amaana
arabisch:
أمانة
persisch:
امانت
englisch: trust

Bild: Gemälde mit dem Titel Vertrauenspfand [amana]

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Das Konzept des Vertrauenspfandes [amana] ist im Heiligen Quran ein zentrales, tief spirituelles Thema, das sowohl ethische, religiöse als auch kosmologische Dimensionen umfasst.

Der bedeutendste Vers dazu ist:

„Wahrlich wir haben das Anvertraute (Vertrauenspfand) zu den Himmeln und der Erde und den Bergen ausgebreitet. So haben sie sich geweigert, dass sie sie tragen. Und sie sind davor zurückgeschreckt. Und der Mensch hat sie getragen. Wahrlich er ist ignoranter Unterdrückender gewesen.“ (33:72)

Die meisten klassischen Quran-Kommentatoren verstehen unter al-Amana das göttliche Vertrauen, das den Menschen zur freien moralischen Entscheidung befähigt: Er ist fähig, zwischen Gehorsam und Ungehorsam zu wählen.

Dies umfasst nicht nut alle religiöse Verpflichtungen [wadschib], sondern vor allem das Bewusstsein um die Liebe, Nächstenliebe und die Goldene Regel. Während viele Quran-Kommentatoren mit „der ignoranter Unterdrückender“ die Tragik menschlicher Selbstüberschätzung beschreiben, ist damit nach Imam Chomeini die Fähigkeit gemeint, sein eigenes Ich zu ignorieren und die Triebseele [nafs-ul-amara] zu unterdrücken.

Der Mensch trägt Verantwortung – freiwillig –, was die übrige Schöpfung ablehnte. Dabei handelt es sich um ein umfassendes moralisches, spirituelles und rechtliches Verantwortungspotenzial. Vor allem der im gewissen Rahmen freier Wille des Menschen sich für oder gegen ALLAH entscheiden zu können, wird betont. Daraus ergibt sich auch die Rechenschaftspflicht am Jüngsten Tag. Oft werden auch die Ahl-ul-Bait (a.) als Vertrauenspfand an die Menschheit genannt.

Mystiker von Ibn Arabi bis Imam Chomeini verstehen unter dem Vertrauenspfand auch die Tragfähigkeit göttlicher Liebe und Erkenntnis. Der Mensch ist fähig, göttliche Moral zu leben, was gewaltige Verantwortung bedeutet. Sein Herz ist Träger Geist Gottes [ruhullah].

Das Vertrauenspfand ist kein Besitz, sondern anvertraut als heilige Aufgabe, für die eines Tages die Rückgabe und Rechenschaft für den Zustand der Rückgabe anstehen:

„Allah befiehlt euch, die Amanat (Vertrauenspfänder) ihren Besitzern zurückzugeben“ (4:58)

Das Vertrauenspfand [amana] ist die dem Menschen durch seinen Schöpfer [chaliq] anvertraute Besonderheit, die ihn von Engeln und Tieren unterscheidet. Gemäß einer Überlieferung von Imam Ali (a.) sind Tiere im Wesentlichen triebgesteuert, während Engel keinerlei Triebe haben. Der Mensch hingegen hat zwar Triebe aber auch die Fähigkeit, diese zu beherrschen und in die von ALLAH erlaubten Bahnen zu lenken. So kann er einerseits niedriger sinken als die Tiere und andererseits höher steigen als die Engel. Diese Fähigkeit wird als das Vertrauenspfand [amana] verstanden, dass einher geht mit der Fähigkeit zur Erkenntnis und der Freiheit.

Das Vertrauenspfand wird in unterschiedlichen Übersetzungen auch Treuhänderamt , Verpflichtung, anvertrautes Gut, Vertrauensverpflichtung und ähnlich bezeichnet.

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