Mensch u. Glaube

Mensch und Glaube

Ayatollah Morteza Motahhari

Inhaltsverzeichnis

Bewusstseinsniveau und Wünsche von Tieren

Zunächst ist festzustellen, dass das Tier seine Erfahrungen über die Welt nur mit seinen äußeren Sinnensorganen erzielt. Daher ist es oberflächlich und nur an sich selbst orientiert. Es dringt nicht ein in das Innere oder den tieferen Zusammenhang einer Sache. Zweitens hat es wenig bewusste und reflektierte Individualität und nimmt nicht bewusst, sondern ggf. nur instinktiv, teil an der Allgemeinheit und der Gesellschaft. Drittens ist es umgebungsgebunden. Es bleibt in den Grenzen seines Lebensraumes und versucht nicht, diese zu verlassen. Viertens ist es an der Gegenwart orientiert, das heißt, es ist gegenwartsbezogen und hat keine Verbindung zu Vergangenheit und Zukunft. Das Tier weiß nichts von seiner eigenen Entwicklungsgeschichte und die der Welt, macht sich über die Zukunft keine Gedanken und sorgt sich nicht um seine zukünftige Existenz außer durch instinktive Handlungen. Niemals dringt ein Tier bewusst aus seinem gewohnten Rahmen, seiner Selbstbezogenheit, seiner Engstirnigkeit und seinem Gegenwartsverbundensein hinaus, es bleibt für immer gefangen in diesen vier Gefängnissen. Und wenn es diese bisweilen verlässt, so geschieht es nicht aus Einsichtigkeit, mit Logik und aufgrund seiner eigenen Entscheidung, sondern in Unkenntnis und Unwissenheit, weil es einem Naturzwang und seinem Instinkt folgt. Das Niveau seiner Bedürfnisse und Begehren entspricht dem Radius seiner Kenntnisse und seines Bewusstseins über die Welt innerhalb bestimmter Grenzen.

Das Tier ist erstens materiell eingestellt und hat keine höheren Ansprüche als Essen, Trinken, Schlafen, Beschaffen von Bau und Nest und Befriedigung seines Geschlechtstriebes. Geistige Wünsche und Erwartungen sowie ethische Werte und Ähnliches, sind für das Tier gegenstandslos. Zweitens ist es selbst- und einzelbezogen, nur an sich interessiert, höchstens noch an seinem Partner und seinem Nachwuchs. Drittens ist es ortsabhängig, verbunden mit seinem eigenen Lebensraum. Viertens lebt es dem Augenblick und ist gegenwartsbezogen. Mit anderen Worten: Die gleichen Schranken, die die Dimensionen seines Wahrnehmungsvermögens bestimmen, sind auch maßgebend für das Ausmaß seiner Wünsche und Neigungen.

Auch aus dieser Sicht ist das Tier gefangen in seinen eigenen Grenzen. Wenn es ein Ziel verfolgt und zu diesem Zweck seine Einschränkung verlässt, zum Beispiel, wenn es einem Schwarm angehört und nicht für sich allein lebt, zukunftsbezogen ist und nicht gegenwartsverbunden, so wie es bei einigen Tierarten, zum Beispiel den Honigbienen festzustellen ist, geschieht dieses unbewusst, dem Befehl seines Instinktes und dem direkten Gebot einer Macht gehorchend, von der es geschaffen wurde und welche die Welt regiert.

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