Mensch u. Glaube

Mensch und Glaube

Ayatollah Morteza Motahhari

Inhaltsverzeichnis

Rolle des Glaubens bei der Verbesserung sozialer Beziehungen

Wie andere Lebewesen auch, ist der Mensch ein sozial veranlagtes Wesen. Allein auf sich gestellt ist er nicht in der Lage, alle seine eigenen Bedürfnisse zu stillen. Das Leben muss wie eine “Kooperation“ verstanden werden, in der alle an den Aufgaben und Gewinnen beteiligt sind, in der eine alle betreffende “Arbeitseinteilung“ festgelegt wird.

Zwischen dem Menschen und den anderen sozialen Lebewesen (wie z.B. den Honigbienen) besteht der Unterschied, dass die Arbeits- und Aufgabenverteilung letzterer auf Grund eines Instinkt und Naturbefehls erfolgt und ihnen die Möglichkeit zu jeglicher Zuwiderhandlung und Nichtbefolgung genommen ist, wohingegen der Mensch, der ein freies und entscheidungsfähiges Wesen ist, seine Arbeit ungezwungen und als “Pflicht und Aufgabe“ betrachtend erfüllt. Mit anderen Worten, ebenso, wie die Bedürfnisse jener Lebewesen sozialer Art sind, unterliegen sie auch gezwungenermaßen dem Befehl eines Sozialinstinktes. Doch obwohl der Mensch ein soziales Verlangen hat, ist er nicht einem derartigen Instinkt unterworfen. Der Sozialinstinkt des Menschen ist in Form einer Reihe von Wünschen in seinem Innersten veranlagt, welche durch Weiterbildung und Erziehung gefördert werden müssen.

Ein intaktes, gesellschaftliches Leben bedeutet, dass die Gesetze sowie Grenzen und Rechte der Anderen respektiert werden müssen, die Gerechtigkeit als heiliges Gebot geachtet wird, dass das zwischenmenschliche Verhalten sich freundlich gestaltet, jeder den anderen so liebt wie sich selbst, dem anderen nichts zumutet, was er für sich selbst nicht möchte und dass gegenseitiges Vertrauen und Verlässlichkeit herrschen, welche durch die geistige Qualität der Beteiligten gewährleistet werden. Jeder einzelne muss sich seiner Gesellschaft gegenüber verpflichtet und verantwortlich fühlen und die gleiche Frömmigkeit und Sittlichkeit, die er in der Öffentlichkeit zeigt, auch im verborgenen, entlegenen Winkel realisieren. Alle sind in hoher Selbstlosigkeit gegeneinander wohltätig, erheben sich gemeinsam gegenüber Gewalt, Unterdrückung und gegen Tyrannen und geben Unheilstiftern keine Gelegenheit zu Unterjochung und Verbreitung von Elend. Sie achten die sittlichen Werte, bilden eine Einheit und sind einander verbunden.

Das, was vor allem anderen dem Recht die Würde, der Gerechtigkeit die Heiligkeit und den Herzen die Güte schenkt, das, was gegenseitiges Vertrauen schafft, die Frömmigkeit und Ethik bis in die Tiefe des menschlichen Gewissens eindringen lässt, Tapferkeit gegenüber der Tyrannei erweckt und alle zu einem Ganzen vereinigt und verbündet, ist der religiöse Glaube. Die Lichter der Menschlichkeit, die wie Sternenglanz am Firmament der ereignisreichen, menschlichen Geschichte erstrahlen, sind diejenigen, die in dem religiösen Empfinden ihren Ursprung haben.

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