Wie sind diese Ziele entstanden?
Der Mensch, der seiner Herkunft nach ein
Tier ist und infolge seiner Kultivierung zum Menschen
heranreift, mit anderen Worten, dessen Veranlagung Schritt für
Schritt auf Grund seiner Lernfähigkeit und im Scheine des
Glaubens entwickelt wird, bewegt sich wesensgemäß auf seine
natürlichen, tierischen, individuellen, materiellen und
egoistischen Ziele zu und wendet entsprechend seiner
Entwicklung seine Hilfsmittel an. Es bedarf hierzu einer
Kraft, die für ihn nicht Mittel und Ziel ist, sondern die ihn
als Mittel zum eigenen Zweck antreibt, einer Kraft, die ihn
von innen her motiviert und seine verborgenen Fähigkeiten
aktiviert. Er benötigt eine Macht, die eine Revolution in
seinem Inneren vollzieht und ihm eine neue Orientierung gibt.
Das ist etwas, was durch die Wissenschaft und die Enthüllung
der bestehenden Gesetzmäßigkeiten der Natur und des Menschen
nicht erreicht wird.
Ein derartiger Impuls wird durch die
Veredelung und das Heiligwerden einiger Werte im menschlichen
Geist hervorgerufen, die durch eine Kette hoher Neigungen im
Menschen entstehen. Diese wiederum werden durch das Universum
und die Menschheit ausgelöst, welche weder in den Laboratorien
noch durch Vergleiche und Beweisführung zu erreichen sind.
Diese Feststellungen liegen außerhalb des wissenschaftlichen
Bereiches, wie wir später erklären werden. Die Geschichte der
Vergangenheit und Gegenwart hat gezeigt, welche Folgen die
Trennung von Wissenschaft und Glauben mit sich brachte.
Dort, wo der Glaube ohne die Einbeziehung
der Wissenschaft herrschte, wurden die humanitären Bemühungen
in einer Weise praktiziert, die weder ein wesentliches noch
ein gutes Resultat hatte, zuweilen Ursache für Fanatismus und
Sturheit wurde und sogar manchmal zu schädlichen
Auseinandersetzungen führte. Die zurückliegende
Menschheitsgeschichte ist voll mit derartigen Geschehnissen.
Dort, wo die Wissenschaft unter Nichtbeachtung des Glaubens
herrscht, wie in manchen Gesellschaftsformen der heutigen
Zeit, wird die gesamte wissenschaftliche Macht eingesetzt im
Sinne des Egoismus, der Eigenliebe, des Verlangens nach mehr
und nach Besserem, zur Ausbeutung, Unterjochung, für List und
Täuschungsmanöver.
Die letzten zwei bis drei Jahrhunderte
kann man als Epochen der wissenschaftlichen Kultur und der
Flucht vor dem Glauben bezeichnen. Viele Gelehrte vertraten
damals die Ansicht, dass alle Menschheitsprobleme anhand der
Wissenschaft zu lösen seien. Jedoch hat die Erfahrung das
Gegenteil bewiesen. Heute ist kein Philosoph mehr anzutreffen,
der das Bedürfnis des Menschen nach irgendeiner Glaubensform
leugnet. Selbst wenn es sich um einen nichtreligiösen Glauben
handelt, so liegt dieser doch in jedem Fall außerhalb
wissenschaftlicher Grenzen.
Bertrand Russel gibt trotz seiner
materialistischen Einstellung zu, dass eine Sache, deren Zweck
nur im Profit beruht, kein sinnvolles Resultat haben wird. Um
dennoch ein sinnvolles Ergebnis zu erreichen, müsse etwas
unternommen werden, das den “Glauben“ an eine Person und an
einen Plan koppelt und ein Endziel beinhaltet.
Ebenfalls haben die Materialisten
heutzutage keinen anderen Ausweg, als zu behaupten, dass sie
philosophisch betrachtet Materialisten und vom ethischen
Aspekt her Idealisten seien, das heißt, dass sie vom
theoretischen Gesichtspunkt her gesehen materialistisch und
aus der Sicht der Praxis und entsprechend ihrem Ziel
idealistisch seien.
Wie aber könnte es möglich sein, das der Mensch vom
Theoretischen her materialistisch und vom Praktischen aus
betrachtet idealistisch ist? Doch dieses Problem müssen sich
die Materialisten selber beantworten.
Georg Sarton,
der weltbekannte Gelehrte und Autor des berühmten Buches
“Geschichte der Wissenschaft“, beschreibt in dem Buch “Sechs
Flügel“ die Unzulänglichkeit und Unfähigkeit der Wissenschaft
zur Herbeiführung humaner, zwischenmenschlicher Beziehung und
das dringende Bedürfnis des Menschen nach der Kraft des
Glaubens in folgender Weise: „In der Wissenschaft wurden in
mancherlei Hinsicht große und beachtenswerte Fortschritte
geleistet. Jedoch auf anderer Ebene, beispielsweise in der
nationalen und internationalen Politik, die ja abhängig ist
von zwischenmenschlichen Beziehungen, verspotten wir uns
selbst.“ Georg Sarton bekennt, dass der Glaube, den der
Mensch benötigt, der religiöse, gottesehrfürchtige Glaube
ist. Bezüglich des menschlichen Bedürfnisses nach dem Dreieck
Kunst, Religion, Wissenschaft, sagt er: „Die Kunst enthüllt
uns die Schönheit, darum ist sie die Quelle der Lebensfreude.
Die Religion schenkt Liebe und ist die Musik des Lebens. Die
Wissenschaft steht mit der Gerechtigkeit, der Wahrheit und dem
Verstand in Verbindung und ist die treibende Kraft für die
Vernunft der Menschheit. Wir benötigen alle drei dieser Dinge,
die Kunst wie auch die Religion und ebenso die Wissenschaft.
Unbegrenzte Wissenschaft ist für das Leben erforderlich,
jedoch keinesfalls ausreichend.“