Rückert

Rückerts Gedichte über den Islam

mit ausführlichen Erläuterungen von

Yavuz Özoguz

Inhaltsverzeichnis

Das Gebet im Feld

Rückert geht in diesem Gedicht auf die gebetsvorbereitende Handlung des rituellen Waschung ein, die entweder mit reinem, idealerweise fließenden Wasser erfolgt (Flut), und falls kein Wasser vorhanden ist, mit Erde. Denn Erde ist neben Wasser eines der reinigenden Elemente. Die so genannte Trockenreinigung [tayammum] wird im Heiligen Qur´an erwähnt: „...und ihr kein Wasser findet, dann sucht einen sauberen Boden und streicht euch davon über das Gesicht und die Hände.“ (5:6). Die Variante Rückerts, dass die Erde das Wasser des Taus sozusagen gespeichert hat, ist eine eigene Interpretation von ihm. Vielmehr gelten Wasser und Erde als „reinigend“, weil sie die beiden Elemente sind, aus dem der Mensch erschaffen ist. Die Mischung beider ergibt den Lehm, aus dem der Mensch geschaffen wurde (6:2). Weiterhin geht Rückert auf das Gebet auf Reisen ein.

Wer in seiner Heimat

Sein Gebete tut,

Soll zuvor sich waschen

Ganz mit reiner Flut.

 

Aber wer durchreiset

Wasserloses Land,

Nehme statt des Wassers

Eine Handvoll Sand.

 

Von dem Tau des Himmels

War der Sand getränkt,

Und noch in dem trocknen

Bleibt die Kraft versenkt.

 

Aber wenn umdrohet

Euren Ritt Gefahr,

Braucht ihr nicht vom Sattel

Abzusteigen gar.[1]

 

Schlagt nur an den Sattel,

Dass ein Staub entsteigt,

Solcher der sich tanzend

In der Sonne zeigt.

 

Lasst für Sand ihn gelten

Wie den Sand für Flut;

Sprecht ein kurz Gebete

Reitend wohlgemut!

 

Denn der Allerbarmer

Will an jedem Ort

Mehr von euch nicht fordern,

Als euch leicht wird dort.

 

Kommt ihr heim zum Zelte,

Holt gemächlich nach

Alles, was der Andacht

Unterwegs gebrach.

[1] Vgl. Heiliger Qur´an:  „Und wenn ihr (etwas) befürchtet, (so betet), ob ihr nun zu Fuß seid oder reitet. Und so ihr in Sicherheit seid, dann gedenket Allahs, wie Er euch gelehrt hat, was ihr nicht wusstet.“ (2:239)

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