Rückert

Rückerts Gedichte über den Islam

mit ausführlichen Erläuterungen von

Yavuz Özoguz

Inhaltsverzeichnis

Der schwarze Stein

Manche Muslime glauben nach einer Legende, dass der Stein einst weiß war und durch de Sünden der Menschen Schwarz wurde, was allerdings auf keiner gesicherten islamischen Quelle beruht. Rückert hat jene Legende in seinem Gedicht mit aufgenommen.

Die Pilger versuchen den Stein zu küssen, gelingt das nicht, kann er ihn gemäß einer Überlieferung alternativ nur mit der Hand berühren, und gelingt das nicht kann er alternativ auf ihn zeigen. Das Küssen bzw. die alternative Handlung symbolisiert das Küssen der "Hand" Gottes als Erinnerung an den eigenen Eid gegenüber Ihm, uns Ihm zu ergeben, als er uns das Vertrauenspfand anbot. Imam Sadiq (a.) sagt dazu: "Als ALLAH  den Menschen ein Versprechen abgenommen hat, befahl er dem Schwarzen Stein, die Verspechen mit auf die Erde zu nehmen, und wenn wir dann in seiner Nähe sage: 'Ich habe mein Vertrauenspfand erfüllt und meinen Bund errichtet’.“

Der Schwarze Zeit ist inzwischen in mehrere Stücke zerbrochen und wieder zusammen gelegt, heute durch ein Silberband zusammengehalten. Die Beschädigung rührt aus dem Diebstahl 931 n.Chr. durch die Sekte der Qarmaten (bei Rückert Karmaten), die den Stein nach Bahrain verschleppt hatten. Erst 951 n.Chr., also 20 Jahre später, kehrte der Stein auf Vermittlung der Fatimiden nach Mekka zurück, allerdings beschädigt. Genau in jener Zeit (941) begann die große Verborgenheit des Imam Mahdi (a.). Auf diese 20 Jahre Abwesenheit des Steins geht Rückert in seinem Gedicht ein.

 

Der schwarze Stein der Kaaba,

Der weiß vom Himmel kam,

Und durch der Menschen Sünden

Die schwarze Farb’ annahm.

 

Annahmen wird das Ende

Der Welt zu jener Frist,

Wo unterm Kuss der Frommen

Er weiß geworden ist.

 

Einmal in seinem Leben

Muss küssen diesen Stein,

Wer irgend sich will rühmen

Ein Muselmann zu sein.

 

Die Wallfahrt zu der Kaaba

Ist jedes Moslims Pflicht;

Und wer den Stein nicht küsset,

Der macht die Wallfahrt nicht.[1]

 

Einmal war unterbrochen

Die Wallfahrt zwanzig Jahr,

der Stein hinweg genommen,

Als Gott erzürnet war.

 

Das waren die Karmaten,

Die, als im höchsten Schwung

War ihre Macht, es taten

Auf Gottes Zulassung.

 

Die erst mit frechen Händen

Ihn weggenommen dort,

Und nachher ihn freiwillig

Zurückgebracht zum Ort.

 

Sie sagten, dass sie beides

Auf Antrieb höh’rer Macht

Ihn erst hinweg genommen

Und nun zurück gebracht.

 

Sie sagten, dass mit vierzig

Kamelen sie ihn fast

Hinweg nicht konnten bringen,

So schwer wog seine Last.

 

Mit Leichtigkeit dagegen

Trug auf der Wiederfahrt

Ihn ein Kamel, ein magres,

Das fett davon noch ward.

[1] Ganz so streng ist die Regel nicht im Ritus

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