Rückert

Rückerts Gedichte über den Islam

mit ausführlichen Erläuterungen von

Yavuz Özoguz

Inhaltsverzeichnis

Der Zug durchs Meer

Die Befreiung der Kinder Israels durch Mose aus der ägyptischen Gefangenschaft ist wiederum mit weiteren Wundern gekennzeichnet, zu deren deutlichsten die Spaltung des Meeres dient, um die Flüchtlinge vor den Soldaten des Pharao zu schützen. Jene folgen zwar durch das gespaltene Meer, werden aber dort letztendlich von den sich verschließenden Wogen ertränkt.

Als Pharao mit seinem Heer

Die Juden bis ans rote Meer

Verfolgt in einem Stücke,

Wo sich die Fluten teilten,

Da bebt er doch zurücke.

 

Er sah der Wogen hole Wand,

Die hoch zu beiden Seiten stand

Und drohte einzubrechen;

Und wär’ er davor umgekehrt,

Wie sollte Gott sich rächen?

 

Da ritt, den Zug von Israel

Beschließend, eben Gabriel

Zuhinderst auf der Stute.

Von ihm entfernt nicht zwanzig Schritt

Auf seinem Hengst der König ritt,

der Hengst war heiß von Blute.

 

Entbrannte der Stute rannte nach

Der Hengst, und riss den König jach

Ins türmende verderben,

Der König zog die Seinen nach,

und über sie die Woge brach,

Und alle mussten sterben.

 

Nun jubeln die Geretteten

Ob den im Meer gebetteten,

Doch fehlt noch das Vertrauen,

Ob sie auch ganz verfolgungsfrei,

Ob wirklich Tod der König sei,

Das mussten sie erst schauen.

 

Da schwomm, wiewohl sein Panzer schwer

Von Stahl ihn niederzog ins Meer,

Der Leichnam auf den Wogen,

Zum Strand, dass all’ ihn schauten,

Und ihren Augen trauten,

Und mutig weiter zogen.[1]

 

Sie zogen, aus der Meeresflut

Gerettet, nun mit frohem Mut

Hindurch ein Meer von Sande;

Wer in den Wassern sie bewahrt,

Der ist sie auf der Wüstenfahrt

Zu schirmen auch im Stande.

 

[1] Das ist eine Anspielung auf die Verse 10:92 im Heiligen Qur´an, in denen darauf verwiesen wird, dass der Leichnam des Pharao gerettet wurde, als Zeichen für die Menschen.

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