Esma
In diesem Gedicht verdeutlicht Rückert,
dass Muhammad (s.) auch der Befreier der Frauen war und ihnen
gleichberechtigte Rechte zubilligte und von der gleichen
Stellung bei Gottes Lohn kündete, auch wenn Rückerts Beispiele
im Kontext seiner Zeit zur berücksichtigen sind, als Frauen
auch in Deutschland die Rolle der Hausfrau zufiel. Eine Asma,
Tochter eines Irsid gibt es im Islam nicht. Wahrscheinlich ist
aber Asma die Tochter Abu Bakrs gemeint. „Irsid“ wäre die
Eindeutschung von „Irschid“, da Abu Bakr bei Sunniten als „rechtgeleiteter“
[raschid] Kalif bezeichnet wird. Sie war eine der ersten
Muslimas und ist die ältere Halbschwester von Aischa.
Wen preisen wir in diesem Lied?
Esma, die Tochter des Irsid,
Die vor Mohammed den Propheten
Als Abgesandtin
kam getreten,
Und sprach: Du bist uns, Gottgesandter,
Statt Väter, Mütter und Verwandter;
Gott segne und befriede dich!
Es ist in fern und nahen Gauen
Nicht eine unter allen Frauen,
Die ebenso nicht denkt wie ich.
Du bist gesandt an groß und kleine,
Der Männer und der Frau’n Gemeine,
Und alle glauben unverwandt
An dich und den, der dich gesandt.
Doch wir die Frau’n sind eingeengt,
In euer Haus zurückgedrängt,
Um aufzunehmen eure Lüste,
und eure Kinder an die Brüste;
Indessen ihr, die Männer frei
Der Volksversammlung wohnet bei
Und der Versammlung zum Gebet,
Aus Wallfahrt und auf Reisen geht,
Und, was der größte Vorzug bleibt,
Des heil’gen Krieges
Werk betreibt.
Wenn ihr nun seid gezogen aus
Als Pilger oder Überwinder,
So hüten wir für euch das Haus,
Und ziehen groß für euch die Kinder.
Wird, Gottgesandter, nach dem allen
Uns gleicher Lohn wie euch zufallen?
Da wandte der Prophet zu seinen
Gefährten sich: Will es euch scheinen,
Dass jemals bessre Red’ ein Mann
Als dieses Weib für sich begann?
Dann sprach er: Geh mit Gottvertrauen,
O Weib, und sag’ es allen Frauen:
Wo eine ihrem Gatten treu,
In rechter Zucht und rechter scheu,
An Demut und an Sanftmut reich,
Tut ihre Pflicht, das wieget gleich
Dem andren all, und nicht am Lohne
Sei sie verkürzt vor Gottes Throne.
Da ging sie hin mit frohem Gang,
Von Freude Strahlend Aug’ und Wang’,
Anstimmend Gottes Lobgesang.